02.11.2017

Abbruchquote von Deals 2016 so hoch wie nie

Autokonzerne auf der Überholspur

Die Abbruchquote von M&A-Deals war 2016 mit 7,2% so hoch wie noch nie – das zeigt das Ergebnis der „Abandoned Aquisitions“ Langzeit-Studie von Intralinks und der Cass Business School in London. Der langfristige Durchschnittswert von abgebrochenen M&A-Deals beläuft sich demnach auf 5,7%, bei börsennotierten Unternehmen war die Abbruchquote deutlich höher als bei privaten Zielunternehmen.

7,2 Prozent der im letzten Jahr angekündigten M&A-Deals wurden nicht abgeschlossen. Das ist die höchste Quote seit Beginn der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008, insgesamt die höchste seit 1995 und liegt deutlich über der langfristigen durchschnittlichen Gesamtquote von 5,7 Prozent.

Dies sind einige der Ergebnisse der Studie „Abandoned Acquisitions“, die die Cass Business School und Intralinks, der weltweit führende Anbieter für M&A-Deal-Management- und sicheren Content-Collaboration-Lösungen, erstellt haben.

Die Studie analysierte 78.565 M&A-Transaktionen, die zwischen 1992 und 2016 angekündigt wurden, auf dreißig geschäfts- und unternehmensspezifische sowie makroökonomische und nicht-finanzielle Faktoren. Zielsetzung war, statistisch aussagekräftige Anzeichen für den Abbruch von Deals sowie Veränderungen dieser Indikatoren im Zeitverlauf herauszuarbeiten.

Ergebnisse:

  • Die Abbruchquote ist bei Deals mit börsennotierten Zielunternehmen deutlich höher als bei privaten Zielunternehmen. Seit 1992 lag die durchschnittliche Quote bei börsennotierten Zielunternehmen bei 11,1 Prozent, verglichen mit nur 3,7 Prozent bei privaten Zielunternehmen. Insgesamt lag die durchschnittliche Abbruchquote bei 5,7 Prozent.
  • Die Wahrscheinlichkeit für den Abbruch eines M&A-Deals mit einem börsennotierten Zielunternehmen wird durch fünf signifikante Faktoren beeinflusst: Aufhebungszahlungen (Break Fees), Größe des Ziel- und Käuferunternehmens, erste Reaktion des Zielunternehmens auf die Deal-Ankündigung, Anzahl der für den Deal abgestellten Finanz- und Rechtsberater und die Art der Gegenleistung, die der Erwerber den Aktionären des Zielunternehmens anbietet.
  • Reduziert wird die Wahrscheinlichkeit für einen Abbruch bei einem börsennotierten Zielunternehmen durch Break Fees, Deals, bei denen der Erwerber größer ist als das Zielunternehmen, vereinbarte oder erbetene Deals, eine große Zahl von Finanz- und Rechtsberatern beim Erwerber sowie Barzahlung.
  • Die Wahrscheinlichkeit für den Abbruch eines M&A-Deals mit einem privaten Zielunternehmen wird durch vier wesentliche Faktoren beeinflusst: die relative Größe des Zielunternehmens im Vergleich zum Erwerber, die Liquidität des Erwerbers, die Art der Gegenleistung, die der Erwerber dem Zielunternehmen anbietet, und vom Erwerber zu zahlende Aufhebungszahlungen (Reverse Break Fee).
  • Reduziert wird die Wahrscheinlichkeit für einen Abbruch bei einem privaten Zielunternehmen durch Deals, bei denen das Zielunternehmen kleiner ist als der Erwerber, die Liquidität des Erwerbers, Barzahlung und Reverse Break Fees.
  • Externe finanzbasierte Probleme wie Liquiditäts-, Finanz- und Bankenkrisen scheinen die Abbruchquote vorübergehend deutlich zu erhöhen, während politische Krisen offenbar keine Auswirkungen haben.

Einfluss von unerwarteten Ereignissen auf Deal-Abbrüche

Es gibt Situationen, in denen ein Geschäft durch Umstände völlig entgleisen kann, sich aber außerhalb der Kontrolle der beteiligten Parteien befinden.

Die Studie untersuchte drei Ereignisse mit regionaler und globaler Relevanz, die Einfluss auf die Abbruchquote von Deals hatten, die in den drei Monaten vor dem jeweiligen Ereignis angekündigt, aber noch nicht abgeschlossen wurden. Berücksichtigt wurden dabei die Terroranschläge in den USA im September 2001, die Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008 und das britische Brexit-Referendum im Juni 2016.

Die Studie ergab, dass die weltweite Deal-Abbruchquote nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 stark angestiegen ist. 19 Prozent der Deals, die in den drei Monaten zuvor angekündigt, aber im Anschluss abgebrochen wurden. Dem gegenüber steht eine durchschnittliche Deal-Abbruchquote von 9,6 Prozent.

Die Terroranschläge in den USA und das britische Brexit-Referendum hingegen führten im Vergleich zu den Durchschnittswerten zu keiner weiteren Zunahme der Deal-Abbrüche.

Deal-Abbruchquote nach Region, Land und Branche

Die durchschnittliche Abbruchquote bei angekündigten Akquisitionen lag im asiatisch-pazifischem Raum bei 7,1 Prozent, verglichen mit nur 4,0 Prozent in Lateinamerika. In Nordamerika wurden 6,4 Prozent der angekündigten Deals nicht abgeschlossen, im Vergleich zu nur 4,2 Prozent in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Es gibt jedoch regionale Paarungen, die eine überdurchschnittliche Abbruchquote aufweisen. Zum Beispiel scheinen lateinamerikanische Käufer mit Zielunternehmen im asiatisch-pazifischem Raum (Abbruchquote 18,6 Prozent) und Nordamerika (Abbruchquote 12,7 Prozent) besonders wenig Glück zu haben.

China, Australien und Singapur gehören zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an abgebrochenen Deals, während Russland, Japan und Frankreich zu den Ländern mit der niedrigsten Abbruchquote zählen.

Dabei weisen die Branchen Rohstoffe, Immobilien und Energie & Strom die höchsten Abbruchquoten auf; Verbraucher, Industrie und Gesundheitswesen die niedrigsten.

Kommentare zu den Ergebnissen der Studie

Philip Whitchelo, Vice President Strategy and Product Marketing bei Intralinks: „Abgebrochene Deals bedeuten im Hinblick auf Ineffizienzen und Reputationsschäden erhebliche Kosten für Käufer und Zielunternehmen. Mit unserer Studie haben wir die wichtigsten Einflussfaktoren für gescheiterte Transaktionen identifiziert. So wollen wir beiden Seiten helfen, die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss zu erhöhen.“

Professor Scott Moeller, Leiter des M&A-Forschungszentrums an der Cass Business School: „Diese Studie ist die umfassendste, die jemals zu diesem Thema durchgeführt wurde, und die einzige, die börsennotierte und private M&As in diesem Maß berücksichtigt. Zum ersten Mal haben wir eine ganzheitliche Darstellung der wesentlichen Ursachen für gescheiterte Abschlüsse.“

Der komplette Report zur Studie kann hier herunterladen werden.

(Pressemitteilung Intralinks vom 02.11.2017)


Redaktion

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