01.04.2016

Beteiligungskapital besser als der Ruf?

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Corporate Finance

Seit Jahren wird das Thema Beteiligungskapital gerade im medialen Umfeld kontrovers diskutiert und zumeist mit einem negativen Image assoziiert. Dass Unternehmen, die mit Beteiligungskapital finanziert werden, sich jedoch bei wesentlichen Schlüsselindikatoren besser entwickeln als vergleichbare Unternehmen gerät dabei oftmals in den Hintergrund. In diesem Zusammenhang belegt eine aktuelle Studie der Otto Küsters & Company und der AFC Management Consulting GmbH in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften die positiven Effekte von Beteiligungskapital auf die finanzierten Unternehmen.

Fehlende bzw. mangelnde oder gar falsche Informationen, intensive Debatten in Öffentlichkeit, Politik und Presse sowie Veröffentlichungen von wenig erfolgreichen Einzelfällen haben über viele Jahre den Ruf und das öffentliche Bild der Beteiligungsgesellschaften als „Heuschrecken“ geprägt. Gleichzeitig wurden die positiven Effekte von Beteiligungsgesellschaften auf die finanzierten Unternehmen weitestgehend vernachlässigt. Eine jüngst veröffentlichte Studie der Otto Küsters & Company GmbH und der AFC Management Consulting GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften stellt die tatsächlich messbaren Effekte von Beteiligungskapital auf die Entwicklung der finanzierten Unternehmen heraus.

Entscheidungskriterien für eine Beteiligung

Aus Sicht der Beteiligungsgesellschaften hat das Zusammenspiel einer Vielzahl verschiedener Kriterien wesentlichen Einfluss auf die Investitionsentscheidung. Informelles Humankapital (Branchenerfahrungen im Management, überzeugende Unternehmerpersönlichkeit  und kaufm. und techn. Kompetenz im Management) wird dabei als wichtigster Faktor für eine Beteiligung gesehen, gefolgt von Alleinstellungsmerkmalen von Produkt- bzw. Dienstleistung- sowie Wertsteigerungs- und Wachstumspotenzialen des Unternehmens und der gesamten Branche.

Unterstützungsleistungen für die Portfoliounternehmen

Neben ihrer Finanzierungsfunktion bieten Beteiligungsgesellschaften ergänzende Unterstützungsleistungen für ihre Portfoliounternehmen in einer Vielzahl weiterer Themenstellungen an. Zu den wichtigsten Leistungen, die Beteiligungsgesellschaften während der Dauer ihrer Beteiligung anbieten, zählen die Rolle als Diskussionspartner, Managementunterstützung und Entscheidungshilfe sowie Vermittler von Kontakten/Netzwerk. Zudem kann mithilfe von Beteiligungsgesellschaften der Zugang zu weiteren Kapitalquellen erleichtert werden.

Entwicklung der beteiligungskapitalfinanzierten Unternehmen im gesamtwirtschaftlichen Vergleich

Die Studie liefert nicht nur Erkenntnisse zur strategisch-qualitativen Bedeutung von Beteiligungskapital. Sie unterstreicht auch die positiven Effekte von Beteiligungskapital auf die finanzierten Unternehmen mit Blick auf die Entwicklung quantitativer wirtschaftlicher Kennzahlen wie Umsatz, Beschäftigtenanzahl, Export- und Eigenkapitalquote. Der Vergleich zur Referenzgruppe (Bundesdurchschnitt) illustriert, dass sich beteiligungskapitalfinanzierte Unternehmen in dem betrachteten Zeitraum deutlich besser entwickeln als ihre Vergleichsgruppe:

  • Beteiligungskapitalfinanzierte Unternehmen weisen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ein doppeltes bis dreifaches jährliches Umsatzwachstum auf. Im Vergleich zu anderen Größenklassen erzielten dabei Kleinst- und kleine Unternehmen die größten Umsatzsteigerungen.
  • Die Beschäftigtenwachstumsraten erreichten zwischen 9% im Jahr 2007 und 17% im Jahr 2012 und lagen damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt
  • Während die Gesamtwirtschaft im Betrachtungszeitraum Eigenkapitalquoten von 27% bis 31% vorweist, verfügen beteiligungskapitalfinanzierte Unternehmen mit Eigenkapitalquoten zwischen 38% und 41% über eine hervorragende bilanzielle Eigenkapitalausstattung

Fokusthema Venture Capital

Neben der Gesamtauswertung hat sich die Studie in einem weiteren Teil auch auf die Detailauswertung der Ergebnisse nach den drei Beteiligungsformen Venture Capital/Gründungsfinanzierung, Minderheitsbeteiligung/ Expansionsfinanzierung und Mehrheitsbeteiligung (Buy-Out/-In) konzentriert. Folgende Kernergebnisse können dabei aus dem Vergleich der Beteiligungsformen zusammengefasst werden:

  • Der Großteil der Venture Capital-Beteiligungen wird durch eine Kombination von Eigenkapital und Mezzanine-Kapital oder durch Mezzanine-Kapital allein finanziert
  • Die Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung zeigt dominierende und überdurchschnittliche Wachstumsraten der Venture Capital-Engagements
  • Mit Eigenkapitalquoten von rund 50% liegen Venture Capital Finanzierungen im Zeitablauf deutlich über den Eigenkapitalquoten von Mehrheitsbeteiligungen (rund 38%), Minderheitsbeteiligungen (rund 32%) und dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt (rund 27%)

Die Studie basierte dabei auf einer Befragung von insgesamt 46 Beteiligungsgesellschaften mit insgesamt 555 Portfoliounternehmen im ersten Halbjahr des Jahres 2015. Untersuchungsschwerpunkte der Befragung waren zum einen die Entwicklung beteiligungskapitalfinanzierter Unternehmen entlang einer Bandbreite untersuchter Indikatoren (Umsatz, Beschäftigtenzahl, Eigenkapitalquoten, Exportquoten) in Deutschland als auch der Vergleich der Entwicklung zur Referenzgruppe (Bundesdurchschnitt) im Zeitraum von 2006-2012. Als Vergleichsdaten wurden Kennziffern des Statistischen Bundesamtes, der Deutschen Bundesbank sowie des BVK verwendet.

Die qualitative und quantitative Auswertung der Befragung erfolgte dabei sowohl gesamtheitlich, als auch detailliert nach Größenklassen/Unternehmensgruppen (Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen sowie Großunternehmen) und Marktsegmenten (Venture Capital, Wachstumsfinanzierungen/Minderheitsbeteiligungen und Mehrheitsbeteiligungen (Buy-Outs).

Fazit

Insgesamt leistet die Studie einen aufklärenden Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung von Beteiligungsgesellschaften und den messbaren Entwicklungsmöglichkeiten, die durch Beteiligungskapital für die Portfoliounternehmen entstehen können. Dabei sind nicht nur die direkten wirtschaftlichen Effekte, sondern auch zusätzliche indirekte Unterstützungsleistungen der Beteiligungsgesellschaften für die Portfoliounternehmen von Bedeutung. „Neben dem Kapital profitieren Unternehmen auch vom unternehmerischen Know-how, der Managementunterstützung und dem Kontaktnetzwerk der Beteiligungsgesellschaften“, bestätigt Ulrike Hinrichs, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Die Summe dieser Faktoren führt zu einer statistisch signifikant besseren wirtschaftlichen Dynamik der beteiligungskapitalfinanzierten Unternehmen.

Die komplette Studie mit weiteren Detailergebnissen finden Sie unter www.afc.net und www.bvkap.de zum Download.

Autoren: Dr. Otto Strecker, Thomas Küsters, Lena Hemker


Redaktion

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