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10.12.2018

Carve-outs, Aktivisten und Synergieziele bestimmen den deutschen M&A-Markt

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Das weltweite M&A-Geschäft hat kräftig angezogen. Im Zeitraum von Januar bis November 2018 stieg das Gesamtvolumen der angekündigten M&A-Deals auf rund 3,9 Billionen USD. Damit lag es 29% über dem Vorjahreswert. Ein Grund: Die Zahl der Mega-Transaktionen über 10 Mrd. USD hat zugenommen. In Deutschland übertraf die Entwicklung des M&A-Geschäfts den globalen Trend. Mit einem angekündigten Transaktionswert von 232 Mrd. USD bis November 2018 liegt das Deal-Volumen schon jetzt 28% über dem Gesamtwert 2017. Diese Ergebnisse und weitere aktuelle Marktentwicklungen haben Experten der M&A-Beratungen Hengeler Mueller, J.P. Morgan und Boston Consulting Group (BCG) auf dem jährlichen „M&A Roundtable“ in Frankfurt/M. diskutiert.

Carve-outs und Spin-offs von Unternehmen haben deutlich zugenommen. So lag ihre Anzahl 2017 rund 60% über dem langjährigen Durchschnitt seit 1996. Für Unternehmenslenker rücke die Wertsteigerung für die Shareholder klar in den Fokus des Handelns. Besonders bei DAX- und MDAX-Unternehmen sei daher eine zunehmende Fokussierung auf das Kerngeschäft erkennbar, die häufig Carve-outs oder Spin-offs von Bereichen außerhalb des Kerngeschäfts zur Folge habe, stellen die M&A-Experten fest.

Unternehmensbewertungen auf sehr hohem Niveau

Die Unternehmensbewertungen haben sich der auch 2018 auf einem sehr hohen Niveau bewegt und die Unternehmen dazu veranlasst, Marktchancen zu nutzen, indem sie Unternehmensanteile verkaufen. In den ersten drei Quartalen 2018 lagen die Bewertungen bei Übernahmen rund 15% über dem langfristigen Durchschnitt (1990-2017). Auch wenn das Transaktionsklima in den nächsten Monaten rauer werden sollte, bleibe es eine wichtige Aufgabe der Unternehmen, ihr Portfolio klar auf die Märkte der Zukunft auszurichten. Laut der M&A-Experten ergeben sich damit zahlreiche praktische und rechtliche Herausforderungen, denn Carve-out-Prozesse seien oft sehr komplex und die Anforderungen an Organisation und Prozessführung durch den Veräußerer sehr hoch.

Synergieziele nahezu verdoppelt

Aufgrund der hohen Bewertungen rücken Synergien immer mehr in den Fokus der Käufer. Die erwartete Wertschöpfung durch Synergieeffekte ist 2017 auf durchschnittlich 2,1% des kombinierten Umsatzes vor dem Zusammenschluss gestiegen, wie der aktuelle M&A-Report „Synergies Take Center Stage“ von BCG in Kooperation mit der Universität Paderborn zeigt. Der Wert ist damit nahezu doppelt so hoch wie 2011, als dieser bei 1,1% lag. Von den Synergieeffekten würden – anders als noch vor zehn Jahren – mittlerweile mehrheitlich die Aktionäre des Verkäufers profitieren. Während die Anteilseigner des Käufers damals rund zwei Drittel der Synergien für sich beanspruchten, geben sie inzwischen knapp über die Hälfte an die Anteilseigner des übernommenen Unternehmens ab, so die Zahlen von BCG.

Deutsche Unternehmen werden Ziel aktivistischer Investoren

Die hohen Investitionen seitens aktivistischer Investoren halten an. Für 2018 rechnen die Experten von BCG mit einem ähnlich hohen Niveau wie im vergangenen Jahr. 2017 hatten die Aktivisten in Europa doppelt so viel Geld in Kampagnen investiert wie im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2016. Deutsche Unternehmen würden immer stärker in den Fokus aktivistischer Investoren rücken. Jedes vierte DAX-Unternehmen ist laut der M&A-Experten schon mindestens einmal Ziel einer aktivistisch geprägten Kampagne gewesen. Unternehmen sollten deshalb frühzeitig in eine aktive Kapitalmarktkommunikation investieren und den Dialog mit Investoren ausbauen. Unternehmen, die die Vorgehensweise der Aktivisten antizipieren, könnten so rechtzeitig gezielt gegensteuern und im Ernstfall schneller reagieren. Laut der Experten zahle es sich aus, das eigene Unternehmen kritisch durch die Brille eines möglichen Aktivisten zu betrachten. Eine solide Vorbereitung auf solche Kampagnen sei mittlerweile unerlässlich.

Anspruchsvoller rechtlicher Rahmen erschwert internationale Transaktionen

Nachdem die deutschen Vorschriften über die Prüfung von Investitionen von außerhalb der EU/EFTA erst im vergangenen Jahr verschärft wurden, diskutiert die Bundesregierung aktuell die nächste Ausweitung durch eine Absenkung der maßgeblichen Beteiligungsschwellen und hat zudem bei 50Hertz und Leifeld Metal Spinning Investitionen durch chinesische Investoren verhindert. Parallele Entwicklungen sind in anderen Industrienationen zu beobachten. Um bei globalen M&A-Prozessen Risiken für die Transaktionssicherheit auszuschließen, müssten Verkäufer insbesondere in sensitiven Sektoren das regulatorische Umfeld und das Bieterfeld genau analysieren. Für 2019 sehen die Experten weiterhin negative Auswirkungen der sich verschärfenden Regulierung und des wachsenden Protektionismus auf die M&A-Branche, speziell im Bereich grenzüberschreitender Mega-Transaktionen. Dabei sind beispielsweise die Akquisitionen chinesischer Investoren in der EU schon jetzt rückläufig. In den ersten neun Monaten 2018 kauften diese für 5,5 Mrd. USD europäische Unternehmen zu, was einem Rückgang von 74% gegenüber dem Vorjahr entspricht und 75% unter dem Durchschnittswert der Jahre 2013 bis 2017 liegt, so der M&A Report von BCG.

(Pressemitteilung BCG vom 06.12.2018)


Redaktion

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