Beim europaweiten Banken-Stresstest zählen die beiden größten deutschen Geldhäuser, Deutsche Bank und Commerzbank, zu den 10 schwächsten Instituten. Eine neue Finanzkrise würde die beiden schwer treffen.
Insgesamt wurden 51 Banken der Prüfung der europäischen Bankenbehörte EBA unterzogen. Mit Abstand am schlechtesten schnitt dabei die Monte dei Paschi aus Italien ab, die kurz vor Bekanntgabe der Ergebnisse am Freitagabend einen Rettungsplan vorlegte. Auch zwei irische Geldhäuser, die schon in der Finanzkrise vom Staat gerettet worden waren, und die österreichische Raiffeisen Zentralbank (RZB) offenbarten Schwächen.
Die Geldhäuser hätten ihre Kapitalpolster in den vergangenen Jahren gestärkt, seien aber noch nicht völlig gesund, sagte Andrea Enria, Chef der EBA. „Es liegt noch einiges an Arbeit vor uns.“ Die Institute mussten beim Stresstest simulieren, wie stark ihre Kapitalquoten bei einer neuen Finanz- und Wirtschaftskrise zusammenschmelzen würden.
51 Banken geprüft: Commerzbank auf Rang 44, Deutsche Bank auf Rang 42
Von den neun geprüften deutschen Häusern schnitt die Commerzbank am schlechtesten ab. Sie kam im Stress-Szenario auf eine harte Kernkapitalquote von 7,4 Prozent, womit sie europaweit auf Platz 44 lag. Die Deutsche Bank, laut IWF die gefährlichste Bank der Welt, belegte mit 7,8 Prozent den 42. Rang.
„Deutsche Mittelständler sind Weltklasse, aber die Banken fast auf Dritte-Welt-Niveau“, sagte Experte David Hendler vom US-Analysehauses Viola Risk Advisors.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bewertet das deutsche Abschneiden dagegen positiv. „Der Stresstest zeigt, dass die deutschen Banken gerüstet sind, diesen ausgeprägten Schocks zu widerstehen.“
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) zeigte sich zufrieden. „Der Bankensektor ist heute widerstandsfähiger und kann viel besser wirtschaftliche Schocks absorbieren als vor zwei Jahren“, erklärte die oberste EZB-Bankenaufseherin Daniele Nouy.
Keine Vorgaben zur Kapitalquote – und keine Durchfaller
Anders als beim vorangegangenen Stresstest 2014 gab es dieses Mal keine Kapitalquote, die Banken bei einer simulierten Krise mindestens erreichen müssen – sie konnten somit auch nicht durchfallen. Investoren achten jedoch genau darauf, wie Banken im Vergleich zur Konkurrenz abschneiden.
Kritisch beäugt werden nach Einschätzung von Analysten vor allem Institute, deren Quote im Stressszenario unter sieben Prozent gefallen ist. Das war bei fünf Geldhäusern der Fall: bei Monte dei Paschi (minus 2,4 Prozent), der Allied Irish Bank (AIB) (plus 4,3 Prozent), der RZB (6,1), der Bank of Ireland (6,2) und der spanischen Banco Popular (6,6).
Die Ergebnisse für die neun deutschen Banken
Der Test bei den 9 deutschen Instituten ergab für den Fall eines angenommenen Krisenszenarios bezüglich ihrer Kapitalquote folgende Ergebnisse (Commerzbank und Deutsche Bank wiesen im Krisenfall die geringste Kapitalquote auf):
Commerzbank : 7,42 Prozent
Deutsche Bank : 7,80 Prozent
BayernLB: 8,34 Prozent
NordLB: 8,62 Prozent
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): 9,40 Prozent
Dekabank: 9,53 Prozent
Volkswagen Financial Services: 9,55 Prozent
Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): 10,10 Prozent
NRW.Bank: 35,40 Prozent
Rote Laterne bleibt in Italien – Monte die Paschi Schlusslicht
Als schwächstes Institut entpuppte sich – wie beim Test 2014 – Monte dei Paschi. Ihr Eigenkapital würde bei einer Krise komplett ausradiert. Die drittgrößte italienische Bank hat sich nach eigenen Angaben aber bereits eine fünf Milliarden Euro schwere Finanzspritze gesichert. Zudem will sie – mit dem Segen von EZB und EU-Kommission – faule Kredite losschlagen. Italienische Banken standen bei der Prüfung besonders im Fokus, da sie Schätzungen zufolge faule Kredite von 360 Milliarden Euro vor sich herschieben. Die größte italienische Bank UniCredit, die Mutter der Münchener HypoVereinsbank ist, lag mit 7,1 Prozent auf dem 46. Platz.
Probleme in Österreich
Kräftig durchgeschüttelt vom Test wurde die österreichische Raiffeisen Zentralbank. Ihre harte Kernkapitalquote sank im Stress-Szenerio um vier Prozentpunkte. Der zweite Teilnehmer aus der Alpenrepublik, die Erste Group, lag auf dem 40. Platz und damit ebenfalls im hinteren Drittel. „Österreichs Banken brauchen mehr Eigenkapital, das haben wir immer gesagt“, sagte Helmut Ettl, der Chef der Finanzmarktaufsicht FMA, der Nachrichtenagentur Reuters.
(Quellen: ManagerMagazin; Reuters vom 30.07.2016)