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16.06.2016

Deutsche Internetnutzer stehen FinTechs noch skeptisch gegenüber

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Die Nutzung von neuen Technologien für Finanzdienstleistungen ist in Deutschland noch unterdurchschnittlich verbreitet. Lediglich 12% aller Internetnutzer – und damit gerade einmal jeder Achte – hierzulande haben in den vergangenen sechs Monaten zumindest zwei FinTech-Produkte wie etwa mobile Bezahlungsmethoden oder Online-Finanzierung genutzt. Außerhalb Deutschlands liegt die Nutzungsrate bei 16%.

In Hongkong haben die Befragten mit Abstand die wenigsten Berührungsängste. Mit 29% hat fast jeder Dritte bereits FinTech-Produkte genutzt. Auf den weiteren Plätzen folgen die USA (17%), Singapur (15%) und Großbritannien (14%). Am offensten stehen deutsche Nutzer dem Geldtransfer und Bezahlungen durch Nutzung eines FinTech gegenüber. 23% haben bereits Non-Banks zur Überweisung verwendet oder online Währungen getauscht. Das liegt sogar über dem Durchschnitt der anderen Länder von 18%.

Geldtransfer und Bezahlungen über neue Technologien wie App oder Online werden hierzulande am ehesten akzeptiert

Zurückhaltender sind die Befragten aus Deutschland dagegen beim Geldanlegen, bei Versicherungen und beim Geldleihen. Lediglich 8% haben ihr Geld etwa bei Crowdfunding oder bei Online-Brokern angelegt. Im Durchschnitt aller anderen untersuchten Länder setzen bereits 17% auf diese Form der Geldanlage.

Auch bei neuartigen Versicherungslösungen zeigen sich die Deutschen skeptisch. Nur 5% lassen etwa ihre Autos oder ihre Gesundheit elektronisch überwachen, um dafür von ihrer Versicherung bessere Konditionen zu erhalten. Außerhalb Deutschlands liegt der Anteil bei 8%. Geld von anderen Nutzern leihen sich über sogenannte Peer-2-Peer-Plattformen gerade einmal 8% (insgesamt 6%).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für die mehr als 12.000 Online-Nutzer in sieben Märkten befragt wurden – USA, UK, Kanada, Australien, Hongkong, Singapur und Deutschland. Hierzulande nahmen über 2.000 Nutzer an der Befragung teil.

„Die Deutschen sind auf der einen Seite generell zurückhaltender und vorsichtiger, wenn es darum geht, neue Trends anzunehmen“, kommentiert Christopher Schmitz, Partner bei EY, die Zahlen. „Auf der anderen Seite zeigen die Ergebnisse aber auch, dass offenbar die richtigen Angebote auf dem deutschen Markt fehlen.“

Überdurchschnittlicher Bekanntheitsgrad in Deutschland – allerdings sehen die wenigsten Befragten einen Nutzen für sich

Denn an der mangelnden Bekanntheit kann die geringe Nutzung hierzulande nicht liegen. Nur 29% der deutschen Befragten sagen von sich, dass sie von den Möglichkeiten nichts wussten – während über alle untersuchten Länder hinweg der Anteil mit 53% deutlich höher ist. Dafür sagt hierzulande fast die Hälfte (47%), dass sie FinTech-Produkte bisher nicht gebraucht haben, außerhalb Deutschlands sagt dies nur jeder Dritte (32,3%). „FinTech-Angebote stecken hierzulande noch in den Kinderschuhen, passgenaue Angebote müssen erst noch entwickelt werden. Internationale Finanzplätze wie Hongkong, Singapur oder London sind hier schon deutlich weiter“, beobachtet Schmitz.

In urbanen Regionen ist die Akzeptanz überdurchschnittlich hoch. Jeder Dritte (33%) befragte New Yorker nutzt FinTech-Produkte, auch Hongkong, London (25%) und Sydney (16%) liegen deutlich über dem Durchschnitt.

Zudem ist vor allem die Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren aktiv: In Deutschland nutzen 19% der Befragten in diesem Alter FinTechs, außerhalb Deutschlands 23%. Unter den 35- bis 54-Jährigen ist die Nutzung mit 15% hierzulande und 17% insgesamt schon deutlich geringer. Über 55-Jährige nutzen FinTech kaum (5,5% in Deutschland, 4,9% insgesamt). Entscheidend ist darüber hinaus das Vermögen: 41% in Deutschland beziehungsweise 44% außerhalb Deutschlands mit einem Einkommen von mehr als 150.000 USD nutzen FinTechs – in keiner anderen Einkommensgruppe ist der Anteil der Nutzer so hoch.

Für FinTech-Kunden ist der einfache Zugang entscheidend

„Nutzer von FinTech-Angeboten sind in der Regel jung, gut ausgebildet und vermögend. Sie arbeiten in urbanen Zentren und sind neuen Trends gegenüber sehr aufgeschlossen“, betont Schmitz. FinTech-Kunden schätzen vor allem die Einfachheit, einen Zugang zu erhalten. Mit wenigen Klicks können sie Geld versenden, Aktien kaufen oder Geld leihen. Das hat nach eigenen Angaben 43% aller befragten Nutzer überzeugt, FinTech-Produkte zu nutzen. In Deutschland gaben dies 32% als Grund an. Für 15% (Deutschland 14%) waren die niedrigen Kosten beziehungsweise günstigen Gebühren ausschlaggebend und für 12% (Deutschland 19%) der gleichzeitige Zugang zu mehreren Produkten und Serviceangeboten.

„Für die Finanzbranche sind die FinTech-Kunden eine besonders interessante Zielgruppe. Gerade die etablierten Unternehmen in Deutschland müssen künftig noch mehr Anstrengungen darauf verwenden, sie mit einfach zugänglichen, kostengünstigen und zeitsparenden FinTech-Produkten an sich zu binden. Wenn sie nicht aufpassen, werden sie ansonsten von neuen Anbietern überholt, die auf den Markt drängen. Die Konkurrenz wird zunehmen, je mehr FinTech-Produkte im täglichen Leben Fuß fassen. Die Unternehmen, die bereits früh auf dem Markt sind, werden dann Wettbewerbsvorteile haben“, sagt Schmitz abschließend.

Die Studie finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Ernst & Young vom 13.06.2016)


Redaktion

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