22.12.2017

Deutscher M&A-Markt erlebt starkes Jahr 2017

Autokonzerne auf der Überholspur

Die Rahmenbedingungen für M&A-Aktivitäten bleiben auch zum Jahresende 2017 ausgesprochen gut: Die Kassen der Unternehmen sind prall gefüllt, der Anlagedruck für Finanzinvestoren besteht fort und die Finanzierungsbedingungen sind angesichts der lockeren Geldpolitik der EZB unverändert günstig. So zeigte sich das Transaktionsgeschäft mit deutscher Beteiligung sehr lebhaft.

Die Rahmenbedingungen für M&A-Aktivitäten bleiben auch zum Jahresende 2017 ausgesprochen gut: Die Kassen der Unternehmen sind prall gefüllt, der Anlagedruck für Finanzinvestoren besteht fort und die Finanzierungsbedingungen sind angesichts der lockeren Geldpolitik der EZB unverändert günstig. So zeigte sich das Transaktionsgeschäft mit deutscher Beteiligung sehr lebhaft.

Betrachtet man den Zeitraum zwischen Oktober und Dezember im Vergleich zu den vorherigen Quartalen, so fällt eine deutliche Steigerung des Transaktionsvolumens auf. Gleichzeitig ging die Zahl der Deals leicht zurück. Dies sind die Ergebnisse der aktuellen M&A Insights von Allen & Overy LLP.

Zunehmende Regelungsdichte

„Auffällig ist der regulatorisch getriebene, vergleichsweise starke Rückgang chinesischer Investitionen im Jahr 2017. Abzuwarten bleibt hier, ob die auf dem vor kurzem beendeten Parteikongress beschlossenen Richtlinien für ausländische Investments für Belebung sorgen werden“, so Dr. Hartmut Krause, Corporate/M&A-Partner bei Allen & Overy. Diese sollen im ersten Halbjahr 2018 Gesetzeskraft bekommen. Krause weiter: „Die Regierung in Peking hatte ‚irrationale‘ Auslandsinvestitionen und Kapitalbewegungen seit einiger Zeit genauer unter die Lupe genommen, um Kapitalabflüsse einzudämmen. Allgemein wird aber im Gefolge des Parteitags für 2018 mit einer deutlichen Belebung der chinesischen Investitionstätigkeit in Europa gerechnet, besonders in den Bereichen Automatisierungstechnik, Pharma, FS-Sektor und bei Unternehmen aus dem Pflegesektor.“

Auch kartellrechtliche und außenwirtschaftsrechtliche Prüfungen erweisen sich zunehmend als Hindernis für Akquisitionen. Eine besondere Rolle spielt dabei die US-amerikanische Außenhandelskommission CFIUS, die beispielsweise den geplanten Verkauf des hessischen Arzneimittelherstellers Biotest an den chinesischen Investor Creat aus Sicherheitsbedenken zu torpedieren droht.

Aber nicht nur Regulierungsmaßnahmen erzeugen Reibungen; auch durch aktivistische Investoren werden M&A-Deals zunehmend komplexer und damit störanfälliger. Dies zeigte sich 2017 etwa beim Kauf des börsennotierten deutschen MDax-Konzerns Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven. Damit endete in Deutschland eine der spektakulärsten Übernahmeschlachten der vergangenen Jahre. Hartmut Krause erklärt: „Aktivistische Investoren wurden durch offensive Öffentlichkeitsarbeit und ihren zunehmenden Einfluss auf die Unternehmenspolitik zu einem wichtigen Faktor im M&A-Bereich.“ Deutlich werde dies auch bei Transaktionen wie der geplanten Fusion Linde/PraxAir und der geplatzten Fusion der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange.

USA und Westeuropa für deutsche Investoren weiterhin spannend

Generell fällt bei Betrachtung des vierten Quartals auf, dass neben den USA auch Spanien, Frankreich und die Niederlande für deutsche Käufer besonders interessante Zielregionen waren. Mit Blick auf das Investitionsvolumen fällt die angekündigte Übernahme des spanischen Infrastrukturunternehmens Abertis in Höhe von 20,5 Milliarden US-Dollar durch Hochtief besonders ins Gewicht. In Frankreich wird der Münchner Versicherungsriese Allianz SE den Kreditversicherer Euler Hermes, an dem er bisher 63 Prozent hält, in mehreren Schritten komplett übernehmen.

Ausländische Käufer weiterhin auf Shoppingtour

Auch deutsche Unternehmen blieben im letzten Quartal des Jahres interessant für ausländische Käufer. So übernahm die britische EG Group Ltd. mehr als 1.000 Esso-Tankstellen in Deutschland sowie eine damit verbundene Markenpartnerschaft mit ExxonMobil. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Und das Berliner Sony Center wechselte für rund 1,3 Milliarden US-Dollar an ein Joint Venture aus Oxford Properties und Madison International Realty. Spannend bleibt es bei der geplanten Übernahme des Kraftwerkbetreibers Uniper durch den finnischen Versorger Fortum.

Dauerhaft hohes Preisniveau im Private-Equity-Sektor

Der Anlagedruck auf Finanzinvestoren blieb 2017 nach wie vor hoch und dürfte auf absehbare Zeit nicht zurückgehen. „Nach wie vor können Private-Equity-Häuser bei ihren Investoren enorme Finanzmittel abrufen. Dem stehen aber vergleichsweise wenige Übernahmeziele gegenüber. Private-Equity-Investoren können daher bei den vorherrschenden hohen Kaufpreisen mithalten“, sagt Hartmut Krause. Im aktuellen Quartal verkaufte etwa Cinven den schwäbischen Industriekeramik-Hersteller Ceramtec für umgerechnet 2,8 Milliarden US-Dollar an das Private-Equity-Haus BC Partners und zwei kanadische Pensionskassen.

Ausblick

Hartmut Krause zeigt sich mit Blick auf das kommende Jahr positiv: „Wir rechnen mit einem starken Start ins neue Jahr. Die Rahmenbedingungen für M&A-Aktivitäten bleiben ausgesprochen positiv. Die EZB dürfte auf absehbare Zeit nicht zu einer restriktiven Geldpolitik zurückkehren, was die Finanzierungssituation dauerhaft begünstigt.“

Auch geopolitische Entwicklungen scheinen die Zuversicht nur wenig zu beeinflussen. Bisher haben weder der geplante Brexit noch die Politik der neuen US-Administration die negativen Vermutungen pessimistischer Beobachter bestätigt. Stattdessen könnte die viel diskutierte Unternehmenssteuerreform in den Vereinigten Staaten für einige Impulse sorgen. Vor allem aber könnte sie den Trend zu Binnentransaktionen weiter verstärken.

(Pressemitteilung Allen & Overy vom 21.12.2017)


Redaktion

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