• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Deutscher Venture Capital-Markt bleibt trotz Fortschritte international zurück

01.10.2020

Deutscher Venture Capital-Markt bleibt trotz Fortschritte international zurück

Autokonzerne auf der Überholspur

© WrightStudio/fotolia.com

Der Markt für Venture Capital – Beteiligungskapital für wachstumsorientierte oder innovative junge Unternehmen (Start-ups) – befindet sich in Deutschland seit einigen Jahren im Aufwind: Seit 2014 sind die jährlichen VC-Investitionen von 0,7 Mrd. EUR auf 1,9 Mrd. EUR gestiegen. Sehr junge Start-ups finden inzwischen verlässlich Zugang zu Venture Capital und ältere Start-ups in der Wachstumsphase können häufiger auch große Finanzierungsrunden abschließen. Dennoch fällt der deutsche VC-Markt im internationalen Vergleich weiter zurück, denn gemessen an der Wirtschaftskraft haben sich die VC-Märkte in anderen Ländern deutlich besser entwickelt. Dies zeigt die Studie von KfW Research „VC-Markt in Deutschland: Reif für den nächsten Entwicklungsschritt“.

Mit einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 0,047 % des Bruttoinlandsprodukts im Zeitraum 2017 – 2019 liegt Deutschland unter dem EU-Level. Großbritannien kommt im gleichen Zeitraum auf eine Quote 0,098 %, Frankreich auf 0,068 %. Um zum europäischen Champion Großbritannien aufzuschließen, müssten deutsche Start-ups jährlich also etwa doppelt so viel Venture Capital erhalten, um das französische Level zu erreichen, um über ein Drittel mehr.

Eine besondere Herausforderung für den deutschen VC-Markt stellen größere Finanzierungsrunden dar. An 9 von 10 Finanzierungsrunden ab dem niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich sind ausländische Investoren beteiligt. Für das deutsche VC-Ökosystem erhöht dies das Abwanderungsrisiko der finanzierten Start-ups.

Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, kommentiert: „Der deutsche Venture Capital-Markt befindet sich zwar im Aufschwung, doch das Tempo ist zu langsam. Deutschland droht in wichtigen Technologiebereichen, für die Venture Capital eine große Rolle spielt, international den Anschluss zu verlieren. Das deutsche VC-Ökosystem muss die nächste Entwicklungsstufe nehmen, damit große Finanzierungsrunden häufiger auch ohne ausländische Investoren möglich sind und das Risiko für die Abwanderung von Unternehmen und Know-how zu verringern. Dazu müssen nicht nur die Rahmenbedingungen für finanzstarke institutionelle Investoren, sondern auch die Wachstumsbedingungen von Start-ups – etwa bei der Bindung von Mitarbeitern durch geeignete Kapitalbeteiligungsmodelle – weiter verbessert werden.“

In Bezug auf die Zielsektoren der VC-Investitionen unterscheidet sich Deutschland kaum von Großbritannien, Frankreich oder dem europäischen Durchschnitt. Der größte Teil entfällt jeweils auf den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. Eine deutliche Abweichung gibt es nur im Bereich Biotech / Gesundheitswesen, hier ist Deutschlands 18 %-Anteil in den Jahren 2017 – 2019 deutlich geringer. Demgegenüber ist der Sektor Energie und Umwelt mit einem Investitionsanteil von 4 % in Deutschland im internationalen Vergleich recht stark vertreten.

Im Jahr 2018 gab es in Deutschland rund 70.000 Start-ups, also innovations- oder wachstumsorientierte junge Unternehmen. Davon beabsichtigen etwa 9 % in den nächsten Jahren ihr weiteres Wachstum über Risikokapital zu finanzieren. Die Corona-Pandemie hat zunächst zu einem historischen Absturz des VC-Geschäftsklimas im 1. Quartal 2020 geführt. Um den deutschen VC-Markt zu stabilisieren und die Folgen der Krise abzufedern, hat der Bund ein Hilfspaket für Start-ups im Gesamtvolumen von 2 Mrd. EUR aufgelegt. Wie das von KfW und BVK vierteljährlich erhobene German Venture Capital Barometer zeigt, hat sich das Geschäftsklima im VC-Markt im 2. Quartal 2020 spürbar erholt.

(Pressemitteilung KfW vom 30.09.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Idee, Glühbirne, Forschung, Entwicklung
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.04.2024

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben

Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne: Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung (F&E). So sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2023 um insgesamt 12 % gestiegen – obwohl der Umsatz nur um 2 % zulegte und der Gesamtgewinn sogar um 9 % schrumpfte.

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

18.04.2024

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die ifo Investitionserwartungen fielen auf -0,1 Punkte im März, nach +1,2 Punkten im November. „Die globale Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bleibt schwach und wirtschaftspolitische Unsicherheiten bestehen weiter. Viele Unternehmen verschieben daher ihre Investitionsentscheidungen“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut.

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024
Europa, Europaflagge, EU, Parlament, Kommission
Meldung

©Grecaud Paul/fotolia.com

17.04.2024

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt

Der europäische Binnenmarkt besitzt für die mittelständischen Industrieunternehmen sowohl als Beschaffungs- als auch Absatzmarkt von allen Auslandsmärkten die höchste Relevanz, gefolgt von den Märkten in den anderen europäischen Ländern und in China. Dies zeigte in 2023 eine IfM-Befragung von über 1.800 Führungskräften im industriellen Mittelstand. EU-Binnenmarkt bietet viele Vorteile Die Unternehmen profitieren sowohl von der

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank