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11.12.2017

Die Rivalität im M&A-Geschäft ist so groß wie nie

Autokonzerne auf der Überholspur

© designer49/fotolia.com

Verkäufer attraktiver Mid- und Large-Cap-Unternehmen reiben sich derzeit die Hände: Die guten Rahmenbedingungen und ausreichend Liquidität sorgen weiter dafür, dass die Käufer Schlange stehen und die Rallye im M&A-Geschäft weit über das Jahresende hinausgehen dürfte. Verkaufsbereite Unternehmer tun gleichwohl gut daran, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn zahlreiche Deals scheitern trotz der exzellenten Rahmenbedingungen an übersteigerten Kaufpreisvorstellungen. Außerdem führen die nachhaltigen Dealaktivitäten perspektivisch dazu, dass die Zahl attraktiver M&A-Targets sinkt.

Das ist das Ergebnis des aktuellen M&A Panels, für das die internationale Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin FINANCE drei Mal jährlich leitende Mitarbeiter aus den M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen sowie Investmentbanker und M&A-Berater anonym zu ihrer Markteinschätzung befragen. Dass der Wettbewerb um geeignete Kaufobjekte in Deutschland groß ist, zeigen die Angaben der M&A-Vertreter der Unternehmen. Auf einer Skala von 0 bis 10 schätzen sie die Konkurrenzsituation mit dem bisherigen Höchstwert von 8,25 ein. Gleichzeitig sind nach Ansicht der M&A-Insider weniger strategisch attraktive Übernahmeziele am Markt als in den vergangenen Monaten. Die Zustimmungsquote zu dieser These sank gegenüber dem Sommer um 7,5 Prozent.

Strategen verlieren Führungsrolle

Angesichts des ausgesprochen guten Finanzierungsumfelds dürfte das nicht mehr als ein Wermutstropfen sein. Als Dealbreaker spielt die Finanzierung laut der Befragung aktuell so gut wie keine Rolle. „Das Finanzierungsumfeld für Private-Equity-Investoren ist derzeit hervorragend“, meint CMS-Partner Oliver Wolfgramm. Trotz der hohen Kaufpreise und aufgrund eines nach wie vor bei vielen Finanzinvestoren starken Anlagedrucks seien sie in einem sehr kompetitiven Marktumfeld auf Augenhöhe mit strategischen Investoren.

Dagegen wird es für strategische Käufer immer schwerer, mit Unternehmenskäufen eigenes Wachstum und Innovationen zu treiben. Denn zum ersten Mal seit Einführung des M&A-Panels im Jahr 2011 sehen sich die M&A-Vertreter der Unternehmen im Wettbewerb um Zielunternehmen gegenüber den Private-Equity-Häusern nicht mehr im Vorteil. Hohe Barreserven und attraktive Bankenfinanzierungen führen dazu, dass die Finanzinvestoren bereit sind, sehr hohe Kaufpreise zu zahlen. Dies dürfte manchen Verkäufer dazu motivieren, sein Unternehmen perspektivisch nicht an einen strategischen Interessenten, sondern an einen zahlungskräftigen Finanzinvestor zu verkaufen, prognostizieren die Panel-Verfasser.

Digitalisierung rückt weiter in den Fokus

45 Prozent der strategisch orientierten Vertreter der M&A-Abteilungen gaben an, dass gezielte Zukäufe inzwischen ein wichtiges Mittel sind, um das Unternehmen innovativer zu machen. 40 Prozent tun dies zumindest gelegentlich und nur 15 Prozent eher selten. Auf die Frage, warum Unternehmen in innovative Geschäftsideen investieren würden, antworteten je 35 Prozent der Befragten, dass sie in neue Produkte investieren oder sich neue Geschäftsfelder erschließen wollen.

Auch die Digitalisierung ist ein Motiv der Unternehmen, sich im M&A-Geschäft zu engagieren. Für die Hälfte von ihnen ist M&A einer von vielen Treibern der Digitalisierungsstrategie, für ein Fünftel sogar einer der wichtigsten. Jedoch spielt M&A auch für 20 Prozent überhaupt keine Rolle im digitalen Transformationsprozess. Und zehn Prozent arbeiten derzeit daran, M&A in das Digitalisierungskonzept einzubinden.

CMS-Partner Thomas Meyding beobachtet noch einen weiteren Digitalisierungstrend mit M&A-Bezug: „Das sogenannte Acqui-Hire ist häufig ein Baustein der Digitalisierungsstrategie. Es geht darum, Teams anzuheuern, die das Unternehmen bei der Digitalisierungsstrategie unterstützen sollen.“ Entscheidend für den Transaktionserfolg sei eine konsequente Post-Merger-Integration.

Alles muss passen

So kompetitiv der M&A-Markt derzeit auch ist – in unkalkulierbare Risiken begeben sich die kaufbereiten Bieter keineswegs. Sie pochen während des Verkaufsprozesses zunehmend auf spezifische Compliance-Prüfungen. 40 Prozent haben in den vergangenen fünf Jahren eine starke Zunahme beim Faktor Regelkonformität beobachtet, für weitere 30 Prozent der befragten M&A-Verantwortlichen hat dessen Stellenwert leicht zugenommen. Drei Viertel der Befragten halten es zudem für wichtig oder sehr wichtig, sich bei M&A-Deals über Garantien gegen Compliancerisiken wie Bestechlichkeit oder Markt- und Preisabsprachen abzusichern. „Die Compliance-Organisation zu überprüfen ist heute ein fester Bestandteil jeder Due Diligence“, meint Thomas Meyding. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, empfiehlt der CMS-Anwalt zunächst die internen Prüfberichte. Jedoch komme man ohne ein persönliches Gespräch, in dem der Compliance-Verantwortlichen Rede und Antwort steht, nicht aus, da sich die relevanten Themen häufig aus der Diskussion ergäben.

Aussichten sehr optimistisch

Obwohl der wirtschaftliche Konjunkturaufschwung nach der überstandenen Finanzkrise nun schon in das neunte Jahr geht, zeigen sich die Marktteilnehmer angesichts des niedrigen Zinsumfeldes und der robusten Konjunkturaussichten sehr optimistisch. Dass die Kurve weiter nach oben geht, zeigt auch die Auslastung der M&A-Berater im Mid- und Large-Cap-Bereich. Gegenüber der Juni-Befragung ist ihre ohnehin hohe Auslastung noch einmal um 26 Prozent gestiegen. In der Umfrage bekräftigten sie ihre Prognose, dieses Niveau über die nächsten sechs bis acht Monate zu halten. Auch der M&A-Anwalt Oliver Wolfgramm blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir sehen weiterhin in nahezu allen größeren Verkaufsprozessen Interessenten aus Asien und beraten häufig Investoren aus dem asiatischen Raum auf der Käuferseite.“ Für strategisch sinnvolle Investitionen in bedeutsamen Industrien gelte dies beispielsweise ungeachtet konsequenterer chinesischer Kapitalverkehrskontrollen. Auch die geänderte Außenwirtschaftsverordnung in Deutschland und angedachte ergänzende Regelungen auf europäischer Ebene würden daran derzeit noch kaum etwas ändern.

(Pressemitteilung CMS vom 05.12.2017)


Redaktion

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