• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Finanzinvestoren im ersten Halbjahr sehr aktiv

14.07.2017

Finanzinvestoren im ersten Halbjahr sehr aktiv

Autokonzerne auf der Überholspur

© alexlmx/fotolia.com

Die Zahl der Transaktionen durch Finanzinvestoren in Deutschland ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich angestiegen von 65 auf 91 Transaktionen. Seit 2008 wurde nur im zweiten Halbjahr 2016 ein höherer Wert von 125 Transaktionen erreicht. Trotz des Anstiegs blieb der Transaktionswert mit 5,3 Milliarden Euro nur leicht über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (5,0 Milliarden Euro) und beträgt damit ein Drittel des Rekordwertes von 15,8 Milliarden Euro aus der zweiten Jahreshälfte 2016.

Hauptgrund für den gemessen an der Transaktionszahl niedrigen Wert war das völlige Ausbleiben einer Großtransaktion im Wert von über einer Milliarde Euro – das gab es zuletzt 2011.

Die Verkäufe deutscher Unternehmensbeteiligungen – sogenannte Exits – gingen zurück: Sie sanken von 50 in der ersten Jahreshälfte 2016 auf nun 46. Der Wert sank noch deutlicher: von 9,7 Milliarden Euro auf 2,6 Milliarden – ein Rückgang um 73 Prozent.

So fanden die Private-Equity-Firmen insbesondere unter den strategischen Investoren weniger Abnehmer: Die Verkäufe sanken von 36 auf 28. Die sogenannten Secondary Buyouts (Verkäufe an Finanzinvestoren) gingen dagegen leicht nach oben von 13 auf 18. Entsprechend entwickelten sich auch die Erlöse, die bei Verkäufen an strategische Investoren von 8,0 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro zurückgingen. Bei den Secondary Buyouts stiegen sie dagegen leicht von 1,3 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro. Zudem gab es im bisherigen Jahresverlauf keinen Börsengang eines von einem Finanzinvestor gehaltenen Unternehmens, vor einem Jahr hatte ein Börsengang immerhin 300 Millionen Euro eingebracht.

Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young).

“Ruhe vor dem Sturm“

Alexander Kron, Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wertet den verhältnismäßig niedrigen Transaktionswert nicht als Zeichen für eine beginnende Marktschwäche: „Die Zahl der Transaktionen ist nach wie vor auf einem hohen Niveau. Und auch der Transaktionswert kann sich im langjährigen Vergleich sehen lassen. Die Entwicklung hängt immer stark von den Megadeals ab. Im ersten Halbjahr haben die ganz großen Transaktionen gefehlt.“ Kron erwartet, dass sich dies im zweiten Halbjahr ändert: „Das dürfte die Ruhe vor dem Sturm sein. Wir sehen eine sehr hohe Aktivität auf dem Markt mit mehreren Milliardentransaktionen in der Pipeline. Für die zweite Jahreshälfte ist daher ein wesentlich höherer Transaktionswert zu erwarten.“

Auch Wolfgang Taudte, Partner bei EY, betont: „Das Umfeld für Transaktionen ist gut. Die Wirtschaft brummt, trotz protektionistischer Tendenzen weltweit exportieren die deutschen Unternehmen so erfolgreich wie noch nie. Zudem ist das Kapitalmarktumfeld günstig – zuletzt hat Delivery Hero einen erfolgreichen Börsengang hingelegt. Hinzu kommt: In den ersten sechs Monaten sind relativ wenig Deals abgeschlossen worden – zahlreiche stehen bereits kurz vor dem Abschluss. Vor diesem Hintergrund ist das Feld für weitere Deals in der zweiten Jahreshälfte bestellt.“

Die meisten Transaktionen im Sektor Pharma & Healthcare

Die höchste Anzahl an Transaktionen durch Private-Equity-Unternehmen verzeichnete der Sektor Pharma & Healthcare mit 13, vor allem aufgrund einer Reihe von Deals im Krankenhaus- und Pflegeheimbereich. Auch in den Bereichen Industrial (12) und Consumer (11) wurden eine Reihe von Transaktionen realisiert. Das meiste Geld floss in den Bereich Business Services, wo für zehn Transaktionen insgesamt 1,8 Milliarden Euro gezahlt wurden.

Anders als die Finanzinvestoren steigerten die strategischen Investoren ihre Ausgaben für Übernahmen und Zukäufe. Sie investierten insgesamt 23,1 Milliarden Euro, mehr wurde zuletzt im zweiten Halbjahr 2013 mit 35,2 Milliarden Euro ausgegeben. Die Zahl der Transaktionen fiel von 279 im Vorjahreszeitraum auf 243 und war damit die niedrigste seit 2013.

Neuaufstellung der klassischen Industrien treibt Bewertungen

„Die Unternehmen verfügen aufgrund der guten Konjunktur und der günstigen Kredite derzeit über ausreichend liquide Mittel für Übernahmen und Zukäufe“, sagt Taudte. „Zudem stehen die klassischen Industrien vor epochalen Umwälzungen durch die Digitalisierung und wollen sich durch Zukäufe schnell entsprechendes Know-how an Bord holen. Diese Entwicklung treibt die Bewertungen. Finanzinvestoren tun sich daher auch schwer, weil die Preise momentan verhältnismäßig hoch sind.“

Kron ergänzt: „Allerdings haben auch sie einen gewissen Zwang zu investieren, weil viel Geld im Markt ist. Der begrenzende Faktor sind eindeutig die zur Verfügung stehenden Kaufobjekte am Markt, nicht das Geld. Dennoch müssen sie letztlich so kalkulieren, dass sie nach zwei bis drei Jahren einen Gewinn erwirtschaften können. Wegen der aktuellen Marktsituation mit hohen Preisen und relativ wenig Kaufobjekten öffnen sich die Finanzinvestoren auch für neue Strukturen und investieren in Minderheitsbeteiligungen. Sie haben erkannt, dass sie flexibler werden müssen.“

(Pressemitteilung EY vom 13.07.2017)


Redaktion

Weitere Meldungen


Idee, Glühbirne, Forschung, Entwicklung
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.04.2024

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben

Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne: Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung (F&E). So sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2023 um insgesamt 12 % gestiegen – obwohl der Umsatz nur um 2 % zulegte und der Gesamtgewinn sogar um 9 % schrumpfte.

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

18.04.2024

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die ifo Investitionserwartungen fielen auf -0,1 Punkte im März, nach +1,2 Punkten im November. „Die globale Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bleibt schwach und wirtschaftspolitische Unsicherheiten bestehen weiter. Viele Unternehmen verschieben daher ihre Investitionsentscheidungen“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut.

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024
Europa, Europaflagge, EU, Parlament, Kommission
Meldung

©Grecaud Paul/fotolia.com

17.04.2024

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt

Der europäische Binnenmarkt besitzt für die mittelständischen Industrieunternehmen sowohl als Beschaffungs- als auch Absatzmarkt von allen Auslandsmärkten die höchste Relevanz, gefolgt von den Märkten in den anderen europäischen Ländern und in China. Dies zeigte in 2023 eine IfM-Befragung von über 1.800 Führungskräften im industriellen Mittelstand. EU-Binnenmarkt bietet viele Vorteile Die Unternehmen profitieren sowohl von der

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank