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18.03.2016

FinTech-Innovationen sorgen für Umbrüche in allen Segmenten der klassischen Finanzdienstleister

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Vor allem Zahlungsdienstleister und Banken befürchten Verlust von Marktanteilen und Druck auf Gewinnmargen. Dabei kooperieren lediglich 32% der traditionellen Institute  bislang mit FinTechs. Etablierte Anbieter sollten FinTech ins Zentrum ihrer Strategien rücken

Die weltweit rasch wachsende Gruppe von jungen, innovativen Finanztechnologie-Unternehmen (FinTech) sorgt zunehmend für Umbrüche in der klassischen Finanzbranche. Rund 83% der etablierten Finanzdienstleister befürchten mittlerweile den Verlust von Teilen ihres Geschäfts an FinTech-Unternehmen. Bei den Banken beläuft sich dieser Anteil sogar auf 95%. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Blurred Lines: How FinTech is shaping Financial Services“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die 544 Führungskräfte aus dem Bereich Financial Services in 46 Ländern befragt wurden. „Für die Finanzbranche ist die Integration des Themas FinTech in die Institutsstrategien unerlässlich. In Anbetracht des rasanten technologischen Wandels können klassische Finanzdienstleister es sich nicht leisten, dieses Thema zu ignorieren“, sagt Dr. Jörg Sandrock, Partner bei Strategy&, Teil des PwC Netzwerks. „Etablierte Anbieter sollten sich stärker an modernen Kundenbedürfnissen ausrichten, technologische Entwicklungen permanent im Blick behalten und die Digitalisierung ihres Geschäftsmodells vorantreiben. Dann bieten neue FinTech-Technologien auch große Chancen.“
Sollte das rasante Entwicklungstempo im Bereich Finanztechnologien anhalten, sehen die etablierten Institute gut 23% ihres Geschäfts in Gefahr. Befragte aus FinTech-Unternehmen erwarten, dass sie den traditionellen Anbietern ein Drittel ihres Geschäfts abstreiten können.

Sorge um Gewinnmargen und Marktanteile

Gut zwei Drittel (67%) der Befragten aus der Finanzdienstleistungsbranche erwarten, dass der Wettbewerb zu FinTechs ihre Gewinnmargen belasten wird. Dabei können FinTech-Anwendungen auch zu deutlichen operativen Einsparungen oder einer Optimierung der Serviceleistungen beitragen. Folglich nennen 73% der Befragten das Sparpotenzial als Hauptvorteil von FinTech-Innovationen.
Rund 59% der Finanzdienstleister befürchten außerdem einen Verlust von Marktanteilen. Der größte Druck lastet dabei auf Zahlungsdienstleistern und Banken, die in den nächsten fünf Jahren einen Rückgang ihrer Marktanteile von bis zu 28% bzw. 24% für möglich halten. In diesen Segmenten sorgten bereits Neuerungen wie digitale Anwendungen für vereinfachte Zahlungstransfers oder die Entstehung von Online Kreditbörsen für Privatkunden und Unternehmen für Umbrüche. Im Asset und Wealth Management liegt der erwartete Rückgang der Marktanteile mit 22% und bei Versicherern 21% etwas niedriger.

Potenziale von FinTech-Entwicklungen nutzen

Infolge der sich wandelnden Kundenerwartungen vor allem bei der jüngeren, internetaffinen Generation wird bei den Banken in den kommenden fünf Jahren der Trend weiter weg von der physischen Präsenz hin zu digitalen oder mobilen Kanälen gehen. „Die Bereitstellung offener Schnittstellen (Application Programming Interfaces/API) zur Einbindung bankfremder Lösungen – wie wir diese in anderen europäischen Märkten schon sehen – bietet auch Optionen zur Optimierung operativer Prozesse. Die vielzähligen Kanäle zu Kunden und Partnern sollten in eine übergreifende Omnikanal-Strategie integriert werden“, so Sandrock.
Im Bereich Asset Management und Versicherung gewinnt die moderne Datenanalyse (Data Analytics) an Bedeutung. Entwicklungspotenziale ergeben sich hier unter anderem für das Risikomanagement, die automatisierte und kostengünstige Anlageberatung etwa durch Robo-Advisors oder für das Angebot personalisierter Versicherungspolicen.

Blockchain-Potenzial wird häufig nicht erkannt

Die Blockchain-Technologie mit ihrem dezentralen Register dem sogenannten „distributed ledger“ steht für den nächsten Evolutionsschritt neuer Technologien zur Prozessoptimierung, der die Finanzdienstleistungsbranche in eine wettbewerbsfähige Zukunft führen könnte. „Die Blockchain-Technologie kann nicht nur zu enormen Einsparungen, sondern auch zu einer erhöhten Transparenz im Zahlungsverkehr beitragen. Allerdings wird das Potenzial in der Branche häufig noch unterschätzt“, erklärt Sandrock.
Während 56% der Befragten die Bedeutung der Blockchain-Technologie erkennen, erklären 57%, sie seien unsicher, wie sie mit diesem neuen Trend umgehen sollten. Unterdessen überschlagen sich die Innovationen aus der FinTech-Branche in diesem Bereich. Ein internationales Forschungsteam von PwC zum Thema Blockchain hat bereits mehr als 700 Unternehmen identifiziert, die sich mit der Technologie befassen. Rund 150 Firmen davon verfolgen vielversprechende Ansätze, etwa 25 davon dürften sich am Markt durchsetzen.

FinTech als Herzstück der Strategie

Die Mehrzahl der Befragten (60%) berücksichtigen das Thema FinTech bereits als Kernelement in ihrer Strategie. Rund 13% aller Befragten gaben allerdings an, dass es noch nicht zu den strategischen Kernpunkten zähle, was sich angesichts des wachsenden Wettbewerbs durch branchenfremde Marktteilnehmer langfristig zum Geschäftsrisiko entwickeln könnte.
Bei der Betrachtung der einzelnen Segmente ergibt sich ein unterschiedliches Bild: Während bereits mehr als 80% der Transfer- und Zahlungsdienstleister FinTech zum wesentlichen Bestandteil der Strategie erklärten, beläuft sich dieser Anteil bei den Banken auf 56%. Im Asset und Wealth Management sowie bei Versicherungen beträgt er lediglich 45% bzw. 43%.
Um modernen Kundenwünschen gerecht zu werden, wird auch das Angebot mobiler Anwendungen wichtiger und in der Branche zunehmend eingesetzt. Rund 52% der traditionellen Anbieter bieten eine mobile Anwendung, rund 18% entwickeln derzeit eine solche Lösung. Führend sind hier vor allem Banken (81%). Gut 61% aller Befragten erwarten, dass in den nächsten fünf Jahren mehr als 60% ihrer Kunden mobile Anwendungen mindestens einmal monatlich für Finanzdienstleistungen gebrauchen werden.

IT-Sicherheit und Regulierung als Hauptrisiken

Die bislang häufigste Form der Zusammenarbeit der Finanzbranche mit FinTechs sind Kooperationen (32%), bei Investitionen agieren viele Finanzdienstleister eher zurückhaltend. Gut ein Viertel der Institute strebt bislang keine Verbindung zur FinTech-Branche an. Im Gegenzug erklärten rund 59% der Befragten aus FinTech-Unternehmen, Banken hätten noch nicht auf FinTech-Entwicklungen reagiert.
Als Hauptrisiken im Umgang mit FinTechs nennen die Befragten aus der Finanzbranche die IT-Sicherheit (53%), regulatorische Unsicherheiten (49%) und die unterschiedlichen Geschäftsmodelle (40%). Die Befragten aus der FinTech-Branche sehen dies ähnlich: Rund 54% nennen Unterschiede im Management und der Unternehmenskultur, operative Prozesse (47%) und Unsicherheiten über künftige Regulierungsvorgaben (43%) als wesentliche Herausforderungen für den Umgang mit den klassischen Anbietern.

(Pressemitteilung PwC vom 15.03.2016)


Redaktion

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