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07.01.2020

Fünf Risiken, auf die sich Vorstände im Jahr 2020 einstellen müssen

Autokonzerne auf der Überholspur

© Sebastian Duda / fotolia.com

„Schlechte Presse“, Klimawandel-Klagen, Insolvenzen und politische Risiken haben zunehmend Auswirkung auf Geschäftsleiter und Führungskräfte. Durch Sammelklagen und die Tätigkeit von Prozessfinanzierern werden Rechtsstreitigkeiten gegen Unternehmen und deren Führungskräfte zunehmen – vor allem im angelsächsischen Raum, aber auch hierzulande. Das Spektrum der Risiken für Vorstände und Führungskräfte – sowie die daraus resultierenden Schadenszenarien – haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Eine Studie der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) beleuchtet fünf Megatrends, die im Jahr 2020 und darüber hinaus erhebliche Auswirkungen auf das Top-Management haben werden.

Die Studie untersucht auch jene Faktoren, die nach einer Phase anhaltender Großschäden nun Veränderungen im D&O-Versicherungsmarkt, also bei Director‘s and Officer’s- und Managerhaftpflicht-Versicherungen, bewirken.

1. Mehr Rechtsstreitigkeiten aufgrund von „schlechter Presse“

Die Studienautoren beobachten mehr Klagen gegen Unternehmensleiter, die nicht unbedingt durch schlechte Finanzergebnisse begründet sind, sondern aus kritischen Nachrichten oder Reputationskrisen resultieren. Solche Szenarien beinhalten Probleme mit Produkten, von Menschen verursachte Vorfälle, Umweltkatastrophen, Korruptionsfälle oder Cyberangriffe. Solche kritischen Ereignisse führen oft zu erheblichen Aktionärsklagen, wenn negative Medienberichte mit einem Kursrückgang oder behördlichen Ermittlungen einhergehen. Von den 100 größten Wertpapierbetrugsfällen in den USA gehen 59% auf solche öffentlichen Ereignisse zurück. Beispielsweise gab es zahlreiche Ansprüche im Zuge der #metoo-Bewegung, bei der Unternehmensleitern mitunter vorgeworfen wird, eine „toxische“ Unternehmenskultur zumindest geduldet zu haben. Auch Cyberereignisse führen häufig zu D&O-Fällen: Die AGCS hat im vergangenen Jahr eine Reihe von Wertpapier-Sammelklagen, Derivateklagen, behördliche Untersuchungen und Geldbußen – unter anderem aus der EU-Datenschutzgrundverordnung – registriert und erwartet eine weitere Zunahme solcher Schadenszenarien im Jahr 2020.

2. Klagen aufgrund des Klimawandels nehmen zu

Unternehmen, die die Risiken des Klimawandels verschleiern, müssen künftig verstärkt mit rechtlichen Auseinandersetzungen rechnen. Bisher wurden bereits in mindestens 28 Ländern auf der ganzen Welt Klimaklagen eingereicht, drei Viertel davon in den USA. Dabei werden Unternehmen häufig Versäumnisse vorgeworfen, ihre Geschäftspraktiken an die sich ändernden Klimabedingungen anzupassen. Fehler in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) können den Markenwert eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen. Der Vorstand kann dafür verantwortlich gemacht werden, wie das jeweilige Unternehmen mit ESG-Themen und den Herausforderungen des Klimawandels umgeht, stellen die Autoren der Studie fest. Das Management müsse Klimarisiken daher angemessen berücksichtigen – bei der Strategieentwicklung, bei Governance-Strukturen, im Risikomanagement und in der Finanzberichterstattung.

Unternehmen, die die Risiken des Klimawandels verschleiern, müssten künftig verstärkt mit rechtlichen Auseinandersetzungen rechnen. Bisher wurden bereits in mindestens 28 Ländern auf der ganzen Welt Klimaklagen eingereicht, drei Viertel davon in den USA. Dabei werden Unternehmen häufig Versäumnisse vorgeworfen, ihre Geschäftspraktiken an die sich ändernden Klimabedingungen anzupassen. Fehler in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) können den Markenwert eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen, stellt die Untersuchung fest. Der Vorstand werde künftig dafür verantwortlich gemacht, wie das jeweilige Unternehmen mit ESG-Themen und den Herausforderungen des Klimawandels umgehe. Das Management muss Klimarisiken angemessen berücksichtigen – bei der Strategieentwicklung, bei Governance-Strukturen, im Risikomanagement und in der Finanzberichterstattung, so die Empfehlung der Studienautoren.

3. Weltweites Wachstum an Wertpapier-Sammelklagen

Wertpapier-Sammelklagen nehmen weltweit zu, da sich rechtlichen Rahmenbedingungen massiv verändern. Die AGCS beobachtet eine wachsende Bereitschaft von Regierungen, kollektive Rechtsschutzinstrumente und Sammelklagen zu ermöglichen, insbesondere auch in Europa. Gleichzeitig erreicht die Klagefreudigkeit in den USA mit jeweils rund 400 zugelassenen Aktionärsklagen in den Jahren 2017 und 2018 Rekordwerte – das sind fast doppelt so viele Klagen wie im Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte. Diese erhöhte Aktivität betrifft sowohl US-amerikanische als auch ausländische Unternehmen, die an US-Börsen notiert sind.

Gemeinsam mit der Anwaltskanzlei Clyde & Co hat die AGCS eine Übersicht erstellt, die das Risiko einer Sammelklage für ein Unternehmen in spezifischen Ländern bewertet. Dabei wird berücksichtigt, inwieweit und in welcher Höhe finanzielle Drittmittel durch Prozessfinanzierer zur Verfügung stehen – diese werden als starker Faktor für den wachsenden Trend zu Sammelklagen weltweit angesehen. Während Länder wie die USA, Kanada und Australien die höchste Zahl von Sammelklagen registrieren und die am weitesten entwickelten Rechtsmechanismen dafür aufweisen, verstärken sich solche Klageinstrumente auch in anderen Ländern, vor allem in den Niederlanden, Deutschland sowie in England und Wales.

4. Insolvenzen und politische Herausforderungen wirken sich aus

Die Autoren der Studie erwarten eine Zunahme an Insolvenzen, die sich in D&O-Schadenfällen niederschlagen könnten. Die Unternehmensinsolvenzen weltweit stiegen 2018 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 10%, bedingt durch einen starken Anstieg von über 60% in China. Im Jahr 2019 dürften Insolvenzfälle im dritten Jahr in Folge um mehr als 6% gegenüber dem Vorjahr steigen. Politische Risiken, einschließlich wichtiger bevorstehender Wahlen, die Brexit-Entscheidung, aber auch Handelskriege und neue Zölle machen eine Überprüfung der bisherigen Risikoplanung notwendig, stellt die Studie fest. Vorstände müssten ihre aktuelle Strategie, ihre Pläne zu Fusionen und Übernahmen und auch Lieferanten- und Einkaufsentscheidungen überdenken. Wer in diesen Bereichen Fehler mache, könne sich schnell mit Ansprüchen von Interessengruppen konfrontiert sehen.

5. Finanzierung von Rechtsstreitigkeiten nimmt zu

Diese Megatrends in der D&O-Versicherung werden durch die wachsende Rolle von Prozessfinanzierungsfirmen weiter befeuert; diese bieten im Niedrigzinsumfeld vielen Investoren Aussicht auf rentable Renditen. Die Finanzierung von Rechtsstreitigkeiten reduziert gerade für klagende Einzelpersonen die Eintrittskostenbarriere; zugleich wird das Geschäfts- und Vergütungsmodell von Prozessfinanzierern kritisch beurteilt. In jüngster Zeit haben sich viele der weltweit größten Prozessfinanzierer in Europa niedergelassen. Obwohl die USA rund 40% des Marktes ausmachen, gefolgt von Australien und Großbritannien, öffnen sich weitere Märkte: So haben Singapur und Hongkong jüngst Prozessfinanzierer für Schiedsgerichts-verfahren zugelassen. Indien und Teile des Mittleren Ostens werden als zukünftige Hotspots prognostiziert.

Herausfordernder D&O-Versicherungsmarkt

Obwohl der weltweite Markt für D&O-Versicherung ein jährliches Prämienvolumen von rund 15 Mrd. USD erwirtschaftet, steht die Profitabilität der Branche in den letzten Jahren aufgrund des starken Wettbewerbs, großer Klageneigung sowie der zunehmenden Schadenshäufigkeit auf dem Prüfstand. Bei der AGCS sind die Schadenmeldungen in der D&O-Versicherung in Deutschland von 2014 bis 2018 um 47% gestiegen. Die Versicherer sehen sich mit höheren Kosten für Rechtsverteidigung sowie gerichtlichen und außergerichtlichen Vergleichen und höheren Schadenersatzforderungen konfrontiert. Ein weiteres Problem ist, dass „ereignisgetriebene“ Rechtsstreitigkeiten zu Kumulrisiken führen können, wenn durch ein Ereignis eine Vielzahl von Versicherungen betroffen sein kann. So könnte beispielsweise ein Ereignis sowohl unter einer D&O-Police als auch unter Deckungen aus den Bereichen Luftfahrt-, Umwelt-, Bau-, Produktrückruf- oder Cyberversicherung Schadensfälle auslösen. Im vergangenen Jahr hat sich der D&O-Markt stark verändert und wird voraussichtlich im Jahr 2020 weitere Schwankungen erleben, so das Fazit der Studienautoren.

Den vollständigen Report finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Allianz Global Corporate & Specialty vom 04.12.2019)


Redaktion

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