• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • KfW-Konjunkturkompass: Das Wachstum ist zurück, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel

24.08.2021

KfW-Konjunkturkompass: Das Wachstum ist zurück, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel

Autokonzerne auf der Überholspur

©robertsrob/123rf.com

Dank der zeitweise deutlich gesunkenen COVID19-Infektionszahlen hat sich die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2021 erholt, das Bruttoinlandsprodukt hat um 1,6% zugelegt, so der aktuelle KfW-Konjunkturkompass. Für das laufende dritte Quartal erwartet KfW Research ein kräftiges Wachstum, das weiterhin vor allem vom Dienstleistungssektor getrieben wird. Gleichzeitig begrenzen hartnäckige Angebotsengpässe im Produzierenden Gewerbe die Luft nach oben. Für das Gesamtjahr 2021 revidiert KfW Research daher die Konjunkturprognose nach unten und rechnet noch mit einem BIP-Wachstum von 3,0% (Vorprognose 3,5%, alle Raten preisbereinigt).

Neben der wachstumshemmenden Materialknappheit ergibt sich ein Teil der Abwärtskorrektur auch aus der routinemäßigen Datenrevision des Statistischen Bundesamts, das anstatt der ursprünglich veröffentlichten -1,8% für das erste Quartal 2021 mittlerweile einen BIP-Einbruch in Höhe von -2,0% errechnet und auch mehrere Quartale des Vorjahres überarbeitet hat. Für das kommende Jahr ist KfW Research etwas optimistischer als bisher und erwartet eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 4,2% (4,0%).

Dienstleistungssektor ist Treiber, Angebotsengpässe bremsen Industrieproduktion

Das Wachstum ist zurück, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel, fassen die Studienautoren die Ergebnisse des KfW-Konjunkturkompass zusammen. Ein großer Wachstumsimpuls komme aus dem Dienstleistungssektor, der auch schwungvoll ins Sommerquartal gestartet ist. Das Verarbeitende Gewerbe hingegen dürfte erst ab dem Jahresende wieder signifikant zum Wachstum beitragen. Bis dahin werde das mangelnde Angebot an Materialien und Vorprodukten insbesondere die Industrieproduktion, aber auch den Bau beschränken.

Lieferengpässe werden zum Wachstumshemmnis

Die aktuellen Engpässe erstrecken sich laut KfW-Konjunkturkompass auf eine Vielzahl von Produkten. Besonders gravierend ist der Mangel an Chips bzw. Halbleitern, weshalb die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen sowie von Kraftwagen und Kraftwagenteilen am stärksten betroffen sind. Auch wenn die Knappheiten sich hartnäckiger halten als zunächst erwartet, so sind sie doch ein vorübergehendes Wachstumshemmnis. Die aufgestauten Aufträge dürften sukzessive abgearbeitet werden. Infolgedessen dürfte vor allem das Verarbeitende Gewerbe dafür sorgen, dass die Quartalswachstumsraten im kommenden Jahr deutlich über dem langfristigen Durchschnitt liegen. Hinzu kommt ein erheblicher statistischer Überhang aus dem laufenden Jahr, sodass 2022 mit einem Wachstum von 4,2% zu rechnen ist. Das Vorkrisenniveau, gemessen am BIP im vierten Quartal 2019, wird die deutsche Wirtschaft bereits im Herbst des laufenden Jahres leicht übertreffen.

Nachlassendes Impftempo und Ausbreitung der Delta-Variante bereiten Sorgen

Sorgen für die deutsche Konjunktur bereiten das nachlassende Impftempo und die Ausbreitung der Delta-Variante, wodurch die Infektionszahlen seit Juli wieder schnell und kontinuierlich steigen. Zusätzlicher Infektionsdruck dürfte außerdem nach Ende der Schulferien und aufgrund der Saisonalität im Herbst hinzukommen. Angesichts der Eingrenzbarkeit von Infektionsrisiken mit Masken, Tests und vor allem Impfungen sind pauschale Schließungen, etwa im Handel oder Gastgewerbe, laut der Konjunkturforscher inzwischen eher unwahrscheinlich. Hoffnung mache außerdem, dass einige Länder, wie etwa die Niederlande und Spanien, die erste Delta-Welle mit nur geringfügigen Einschränkungen brechen konnten.

Eurozonen-Wachstum 2021 bei 4,7% (4,5%), 2022 bei 4,3% (unverändert)

Im Euroraum ist die Wirtschaft im zweiten Quartal laut KfW-Konjunkturkompass noch etwas schneller gewachsen als in Deutschland. Wachstumslokomotiven waren vor allem die südeuropäischen Länder, wo die Eindämmungsmaßnahmen etwas früher gelockert wurden und Angebotsengpässe in der Industrie eine geringere Rolle spielen. Für den Rest des Jahres ist bei den meisten Euro-Ländern von einem ähnlichen Quartalsprofil wie in Deutschland auszugehen, denn durch die gemeinsame Impfstoffbeschaffung sowie die sehr expansiv ausgerichtete Geldpolitik der EZB wurden ähnliche Grundvoraussetzungen für die Überwindung der Corona-Krise geschaffen. KfW Research erwartet für den Euroraum im laufenden Jahr ein Wachstum von 4,7%, 2022 dürfte die Wirtschaft dann um 4,3% zulegen (Vorprognosen: 4,5% bzw. ebenfalls 4,3%).

Der aktuelle KfW-Konjunkturkompass ist hier abrufbar.

(Pressemitteilung KfW vom 24.08.2021)


Redaktion

Weitere Meldungen


China
Meldung

© vege/fotolia.com

11.04.2024

Weniger deutsche Unternehmen von China abhängig

Weniger Unternehmen in Deutschland geben an, abhängig von Vorprodukten aus China zu sein. Dies geht aus einer Umfrage des ifo Instituts hervor. Demnach sind derzeit 37 % aller Industrieunternehmen in Deutschland auf wichtige Vorprodukte aus China angewiesen. Im Februar 2022, unmittelbar vor Beginn des Krieges in der Ukraine, waren es noch 46 %. „Gleichzeitig sehen wir, dass

Weniger deutsche Unternehmen von China abhängig
sustainability, Nachhaltigkeit, ESG
Meldung

©peterschreibermedia/123rf.com

10.04.2024

Geschäftsmodell Klimaschutz

In Deutschland hat sich Klimaschutz längst als relevanter Wirtschafts­faktor etabliert. Dies spiegeln auch aktuelle Befragungs­ergebnisse aus dem KfW-Klimabarometer wider, wonach bereits heute 30 % der Unternehmen in Deutschland – dies sind rund 1,1 Mio. Unternehmen – Waren oder Dienstleistungen anbieten, die zum Klimaschutz beitragen. Dabei haben 12 % oder rund 450.000 Unternehmen ihr Angebot sogar vorrangig

Geschäftsmodell Klimaschutz
Europa
Meldung

©DenysRudyi/fotolia.com

10.04.2024

Standort Deutschland nur Mittelfeld

Deutschland liegt bei der gegenwärtigen Standortattraktivität für Firmen aus dem eigenen Land nur im Mittelfeld Europas. Dies zeigt eine Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik unter Wirtschaftsexpertinnen und -experten in verschiedenen Ländern. In Deutschland bewerten die einheimischen Befragten die Standortattraktivität mit 61,3 von 100 möglichen Punkten. Österreich erzielte 72,4 Punkte; die

Standort Deutschland nur Mittelfeld
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank