Ist der Hype in der Immobilienwirtschaft schon vorüber? Nach der Euphorie in den Vorjahren sind Immobilienexperten für ihre Branche inzwischen eher verhalten optimistisch gestimmt und erwarten auf dem Real Estate-Markt in Deutschland 2017 keinen weiteren Anstieg des Transaktionsvolumens.
Das hat eine aktuelle KPMG-Umfrage unter 125 Immobilieninvestoren, Projektentwicklern, Bestandshaltern, Finanzierern, Asset-Managern und Maklern ergeben. Demnach erwarten 70 Prozent der Führungskräfte im kommenden Jahr lediglich einem marginalen Anstieg oder gar geringe Abschwächung des Transaktionsvolumens im gewerblichen- und Büroimmobilienbereich. Der sich in Vorjahren bereits deutlich abzeichnende Rückgang der Wachstumsraten bestätigt sich damit.
Jürgen Paskert, Leiter Audit im Sektor Building Construction & Real Estate bei KPMG: „Das Transaktionsvolumen dürfte sich 2017 nach mehreren Jahren mit teilweise erheblichen Wachstumsraten voraussichtlich nur auf Vorjahresniveau bewegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die hohen Wachstumsraten der Vorjahre auch Nachholeffekte aus der Immobilien- und Finanzmarktkrise beinhalteten. Weiterhin gibt es ein Mangel an adäquaten Assets in Verbindung mit weiter sinkenden Renditen. Daher halten im Vergleich zum Vorjahr nur noch wenige Experten einen Anstieg des Transaktionsvolumens um mehr als 5 Prozent für möglich.“
Wachstum des Transaktionsvolumens schwächt sich ab
Die Einschätzung der Branchenexperten dürfte sich nach Ansicht von KPMG hauptsächlich auf die volkswirtschaftlich relativ solide Lage in Deutschland und der daraus resultierenden Stabilität für die Vermietungsmärkte gründen. Aber auch das Interesse der ausländischen Investoren dürfte dieses Jahr weiter anhalten, insbesondere aus dem asiatischen Raum. Zudem sorgt ein weiterhin positives Finanzierungsumfeld mit niedrigen Zinsen für die positive Grundstimmung. Zu berücksichtigen ist dabei auch das nach der Finanzmarktkrise inzwischen wieder erreichte hohe Umsatzniveau. Trotz der Anhebung der Zinsen in den USA gibt es keinen Hinweis darauf, dass kurzfristig mit einer Änderung in der Zinspolitik der EZB zu rechnen ist. Demzufolge sind auch keine Refinanzierungsengpässe zu erwarten.
Brexit-Votum mit positiven Auswirkungen auf den deutschen Immobilienmarkt
Das Brexit-Votum hat eine Vielzahl von Branchen in Unruhe versetzt. Für die Immobilienwirtschaft konnte die sich nach dem Votum abzeichnende negative Erwartungshaltung der Marktteilnehmer im Rahmen der aktuellen KPMG-Umfrage nicht bestätigt werden. Das Umfrageergebnis zeigt, dass 97 Prozent der Befragten keine negativen Einflüsse des Brexit Votums auf den deutschen Immobilienmarkt sehen. Die Mehrheit (67 Prozent) unterstellt bis dato positive Auswirkungen. In der Betrachtung des eigenen Geschäftsmodells ist eine neutrale Beurteilung der Befragten mit positiver Tendenz zu verzeichnen.
Das Mietpreiswachstum in Deutschland verlangsamt sich
Für 2017 rechnen fast alle Befragten mit höheren Mieten sowohl im Wohn- als auch im Bürobereich. Eine Ausnahme bildet der Teilmarkt Einzelhandel, in dem sich keine grundlegende Tendenz ableiten lässt. In diesem Segment wird zwar mehrheitlich (59 Prozent) eine leicht positive Entwicklung der Mieten gesehen, jedoch erwarten auch 41 Prozent der Befragten einen Rückgang des Mietniveaus. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse vorhergehender Umfragen lässt sich für sämtliche Teilmärkte tendenziell eine Abschwächung des Mietniveauanstiegs verzeichnen.
Die Immobilienwirtschaft im Sog der Digitalisierung
Insgesamt erwarten drei Viertel der Befragten einen signifikanten Einfluss der Digitalisierung auf die Branche und 60 Prozent auf das eigene Geschäftsmodell. Die entsprechende Einschätzung aus dem Vorjahr hat sich somit bestätigt und betrifft alle Bereiche der Immobilienwirtschaft.
(Pressemitteilung KPMG vom 15.12.2016)