02.10.2020

M&A-Markt erholt sich nach Kriseneinbruch

Autokonzerne auf der Überholspur

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Die Corona-Krise hat das globale Geschäft mit Fusionen und Übernahmen stark getroffen. Der Gesamtwert der Trans­aktionen ist im ersten Halbjahr 2020 um rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Weltweit gab es bis Mitte September nur 15 Megadeals mit einem Transaktionsvolumen von mindestens zehn Milliarden US-Dollar. 2019 waren es im gleichen Zeitraum 28. Doch erste Anzeichen für eine Erholung sind in Sicht: Während der Gesamtwert der Transaktionen von Dezember 2019 bis April 2020 um rund 80 Prozent zurückgegangen ist, hat sich die Transaktionszahl seitdem wieder mehr als verdreifacht.

Diese Ergeb­nisse präsentiert die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) in ihrer aktuellen Studie Global M&A Report 2020: Alternative Deals Gain Traction, die in Zusammenarbeit mit Professor Sönke Sievers von der Universität Paderborn entstanden ist. Für den Report wurden weltweit rund 3.000 Unter­nehmenskäufe mit einem Transaktionsvolumen über 500 Millionen US-Dollar von 2007 bis heute analysiert.

Im genannten Untersuchungszeitraum lag die monatliche Transaktionszahl nur auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von Ende 2008 bis Mitte 2009 und in der ersten Jahreshälfte 2020 unter der durchschnittlichen Transaktionszahl von 40 Deals. Seit Juni gibt es aber wieder mehr als 40 Deals pro Monat. „Die Erfahrungen aus der Finanzkrise haben gezeigt, dass konjunkturschwache Phasen attraktive Einstiegsgelegenheiten bieten können. Jetzt ist eine gute Zeit, um strategische Akquisitionen zu prüfen. Gut überlegte Unternehmens­käufe im Abschwung weisen im Schnitt eine um rund 8 Prozent höhere Per­formance auf als in Boomphasen“, sagt Dr. Jens Kengelbach, BCG-Partner und Co-Autor der Studie.

Moderate Entwicklung in Deutschland

In Deutschland hat der M&A-Markt nicht so stark unter der Corona-Pandemie gelitten wie anderswo. Das kumulierte Transaktionsvolumen sank im ersten Halbjahr 2020 lediglich um 15 Prozent auf 53 Milliarden US-Dollar. Grund dafür war unter anderem, dass zwei der weltweit bloß 15 Megadeals von deutschen Unternehmen durchgeführt wurden. „Der Verkauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp und die Übernahme von Varian durch die Siemens-Tochter Healthineers haben den Gesamtwert der Deals mit deutscher Beteiligung getrieben“, erklärt Jens Kengelbach. Die Verkaufssummen machen fast zwei Drittel des deutschen Transaktionsvolumens im ersten Halbjahr aus.

Alternative Deals gewinnen an Zugkraft

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie prognostiziert die Studie einen Anstieg bei Kooperationen und Beteiligungen – also alternativen Trans­aktionsformen. „Viele Unternehmen müssen die Digitalisierung und Auto­matisierung ihrer Geschäftsmodelle zügig vorantreiben. Sie brauchen schnell Zugang zu den notwendigen Technologien. Kooperationen und Minderheits­beteiligungen sind eine echte Alternative zu klassischen Unternehmens­käufen“, sagt Dr. Georg Keienburg, Partner bei BCG und Studienautor.

2019 gab es weltweit rund 11.000 Joint Ventures und Allianzen (JV&A) – so viele wie nie zuvor. Rund 60 Milliarden US-Dollar investierten Unternehmen voriges Jahr als Corporate Venture-Capital. 2009 waren es nur fünf Milliarden US-Dollar. Der Anteil von Minderheitsbeteiligungen an allen Transaktionen lag bei 35 Prozent – 15 Prozentpunkte über dem Wert von 1990. Auch in Deutschland nahm die Zahl der JV&A zu: 2019 gab es rund 40 Joint Ventures und 135 Allianzen mit deutscher Beteiligung, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 waren es rund 20 Joint Ventures und 80 Allianzen.

Transaktionserfahrung ist erfolgsrelevant

In der Regel belohnen Investoren Unternehmenskooperationen und ‑beteili­gungen. So waren die Ankündigungsrenditen für JV&A seit 1990 regelmäßig höher als für Übernahmen. Bei der langfristigen Wertschöpfung spiegelt sich dies nicht wider. Etwas weniger als die Hälfte aller JV&A-Transaktionen erzie­len nach ein oder zwei Jahren positive Renditen, gemessen an der relativen Gesamtrendite der Aktionäre.

„Der Erfolg alternativer Transaktionen hängt vor allem von der Erfahrung der Unternehmen ab, die sich engagieren“, sagt Georg Keienburg. Erfahrene Spieler führen pro Jahr durchschnittlich 3,1 alternative Deals und 2,5 klassische M&A-Transaktionen durch. „Der kritischste Punkt ist sicher die Frage der Steuerung und Kontrolle nach dem Deal. Um die für das Unterneh­men optimalen Vereinbarungen zu verhandeln und durchzusetzen, ist eine hohe Expertise mit solchen Allianzen erforderlich“, sagt Jens Kengelbach. „Unternehmen brauchen eine klare strategische Ausrichtung für alle Arten von Transaktionen und den Mut, bei Akquisitionen zum richtigen Zeitpunkt zuzugreifen. Wer zu lange wartet, kauft teurer.“

(Pressemitteilung BCG vom 29.09.2020)


Redaktion

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