05.07.2017

Nutzung von FinTechs verdreifacht sich

Autokonzerne auf der Überholspur

© pichetw/fotolia.com

Die Nutzung von FinTechs gewinnt in Deutschland deutlich an Akzeptanz. 35 Prozent aller Internetnutzer hierzulande greifen aktiv auf Produkte wie mobile Bezahlmethoden oder Online-Finanzierung zurück.

Die Nutzung von FinTechs gewinnt in Deutschland deutlich an Akzeptanz: Mittlerweile nutzen 35 Prozent aller Internetnutzer hierzulande aktiv die internetbasierten Produkte der neuen Finanzdienstleister wie etwa mobile Bezahlmethoden oder Online-Finanzierung. Damit hat sich die Nutzungsrate fast verdreifacht: Bei der Befragung im Jahr 2016 griffen gerade einmal 12 Prozent auf FinTechs zurück. Die Akzeptanz hierzulande ist leicht höher als im Durchschnitt aller untersuchten Märkte: international liegt die Nutzungsrate bei durchschnittlich 33 Prozent.

Aktive FinTech-Nutzer sind solche, die in den vergangenen sechs Monaten mindestens zwei FinTech-Produkte genutzt haben. Gemeint sind neue Anbieter über das Internet. Das Online-Banking bei der Hausbank fällt also nicht in die Kategorie FinTech.

Am offensten stehen deutsche Nutzer dem Geldtransfer und Bezahlungen durch Nutzung eines FinTech gegenüber. 56 Prozent haben entsprechende Dienste bereits verwendet. Versicherungsdienstleistungen sind von 31 Prozent der Nutzer bereits in Anspruch genommen worden. Zurückhaltender sind die Befragten aus Deutschland dagegen bei der Finanzplanung. Lediglich acht Prozent nutzen dafür FinTech-Angebote.

Vor allem die bequeme Nutzung von zu Hause aus ist ein Grund dafür, dass sich die deutschen Befragten für ein FinTech entscheiden: 28 Prozent nennen die einfache Kontoeröffnung als Grund, 19 Prozent den 24-Stunden-Service an sieben Tagen.

Für Christopher Schmitz, Partner bei EY, ist die deutlich gestiegene Akzeptanz ein Zeichen dafür, dass Onlinefinanzdienste erwachsen werden und im Markt angekommen sind: „Die Ergebnisse zeigen ein hohes Nutzerinteresse an neuen und innovativen Finanzprodukten. Mit neuen technologischen Lösungen und stark auf den Kunden ausgerichteten Angeboten hat die Nutzungsrate deutlich an Fahrt aufgenommen. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem FinTechs der Durchbruch zum Massenmarkt gelingen kann. Mehr noch: Sie werden die treibende Kraft für den Markt und setzen etablierte Institute unter Druck. Letztere müssen Kooperationen suchen oder ähnliche innovative Strukturen schaffen, um mit dem Tempo mithalten zu können.“

Zwar gibt es nach wie vor auch Hinderungsgründe. So wussten elf Prozent der deutschen Onlinenutzer nichts von entsprechenden Angeboten und zehn Prozent sagen, sie hätten bislang nicht das Bedürfnis gehabt, sie zu nutzen. Allerdings ist der Anteil der prinzipiell interessierten und informierten Nutzer im Vergleich dazu inzwischen deutlich höher.

Die im vergangenen Jahr für sieben Märkte durchgeführte Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ist in diesem Jahr auf 20 Märkte mit insgesamt 22.000 Teilnehmern ausgeweitet worden. In Deutschland wurden 1.000 Personen befragt. In den neben Deutschland bereits 2016 untersuchten Ländern Hongkong, Australien, Kanada, Singapur, Vereinigtes Königreich und USA ist die Nutzungsrate ebenfalls gestiegen.

In China Nutzungsrate mit 69 Prozent am höchsten

Vor allem im Vereinigten Königreich war der Sprung von 14 auf 42 Prozent deutlich. Vor einem Jahr betrug der Durchschnitt 16 Prozent. In diesem Jahr haben die Befragten in China mit Abstand die wenigsten Berührungsängste. Mit 69 Prozent nutzen sieben von zehn Befragten bereits FinTechs. Auf den Plätzen folgen Indien (52 Prozent), das Vereinigte Königreich (42 Prozent) und Brasilien (40 Prozent).

Auffällig ist die überdurchschnittlich hohe Akzeptanz von FinTechs in den aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien oder auch Mexiko (36 Prozent). Schmitz kommentiert: „In diesen Ländern wächst sehr schnell eine Mittelschicht heran, die über ein immer höheres Einkommen verfügt. Gleichzeitig gab es dort bislang eine weniger ausgeprägte traditionelle, finanzielle Infrastruktur wie in den westlichen Industrienationen. Die Bevölkerung in diesen Ländern ist im Durchschnitt sehr jung und sehr internetaffin. Immer günstiger werdende Smartphones und Internetzugänge begünstigen die Nutzung von Internetservices. Das macht diese Märkte zu idealen Zielen für FinTech-Anbieter.“

Jüngere und Gutverdiener haben das größte Interesse an FinTech-Produkten

Tendenziell sind vor allem jüngere und wohlhabendere Nutzer FinTechs gegenüber aufgeschlossen: In Deutschland nutzen 54 Prozent der Befragten im Alter zwischen 25 und 34 Jahren FinTechs, außerhalb Deutschlands 48 Prozent. Unter den 35- bis 44-Jährigen ist die Nutzung mit 48 Prozent hierzulande und 41 Prozent insgesamt am zweitstärksten ausgeprägt. Auch unter den Befragten mit einem Monatseinkommen zwischen 120.000 und 150.000 US-Dollar ist die Beliebtheit hoch: 7 von 10 aus dieser Gruppe in Deutschland nutzen ein FinTech. Bei einem Einkommen unter 15.000 US-Dollar liegt die Nutzungsrate nur noch bei 16 Prozent.

„Nutzer von FinTech-Angeboten sind in der Regel jung, gut ausgebildet und verdienen gut. Sie arbeiten in urbanen Zentren und sind neuen Trends gegenüber sehr aufgeschlossen“, betont Schmitz. „Für die Finanzbranche sind die FinTech-Kunden deshalb eine besonders interessante Zielgruppe. Gerade die etablierten Unternehmen in Deutschland müssen künftig noch mehr Anstrengungen darauf verwenden, sie mit einfach zugänglichen, kostengünstigen und zeitsparenden Produkten an sich zu binden. Die Konkurrenz wird zunehmen, je mehr FinTech-Produkte im täglichen Leben Fuß fassen. Die Unternehmen, die bereits früh mit entsprechenden Angeboten auf dem Markt sind, werden dann Wettbewerbsvorteile haben“, sagt Schmitz abschließend.

(Pressemitteilung EY vom 05.07.2017)


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