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06.02.2020

Rekordjahr für Private Equity im deutschen Mittelstand

Autokonzerne auf der Überholspur

© alexlmx/fotolia.com

Private Equity gewinnt im Mittelstand weiter an Akzeptanz. Dies lässt sich an dem hohen Anteil ablesen, den Unternehmensgründer und Familien unter den Veräußerern von Unternehmen an Finanzinvestoren haben: Weit mehr als jedes zweite Management-Buy-out (MBO) im mittleren Segment des deutschen Buy-out-Marktes war ein Verkauf eines mittelständischen Unternehmens aus privater (Familien-) Hand an einen Finanzinvestor. Dies ist eine weitere Steigerung gegenüber den vergangenen Jahren: 2018 hatte der Anteil bei gut 40 Prozent gelegen. Der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre beträgt rund 20 Prozent.

Entsprechend niedriger fällt der Anteil der Transaktionen aus, in denen auf beiden Seiten Finanzinvestoren agieren. Solche Secondary Buyouts verlieren auch absolut an Bedeutung. „Private Equity kann eine wichtige Katalysatorfunktion bei der Weiterentwicklung von Unternehmen wahrnehmen“, kommentiert Torsten Grede, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG, die aktuellen Marktzahlen; „Finanzinvestoren initiieren die strategische Neupositionierung der Unternehmen, zum Beispiel durch die Verbesserung der operativen Leistungsfähigkeit und die Forcierung des Wachstums – etwa durch Zukäufe kleinerer Unternehmen, so Grede weiter.

2019 gab es erneut einen Anstieg der Buy-out-Aktivität. Mit 51 Transaktionen strukturierten Finanzinvestoren im vergangenen Jahr im deutschen Mittelstand vier MBOs mehr als noch 2018. Dies ist ebenfalls ein neuer Höchstwert für dieses Marktsegment seit Beginn der Auswertung durch die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) im Jahr 2002. In 35 der 51 Transaktionen veräußerten Gründer oder Familien ihre Unternehmen an einen Finanzinvestor. Oft war damit auch die Nachfolge durch ein neues Management in der Unternehmensleitung verbunden. Drei Buy-outs gehen darauf zurück, dass Konzerne Randgeschäfte an einen Finanzinvestor veräußert haben. Die verbleibenden 13 MBOs waren Transaktionen zwischen Finanzinvestoren.

In der Auswertung werden ausschließlich Transaktionen berücksichtigt, in denen Finanzinvestoren Unternehmen mehrheitlich unter Beteiligung des Managements erworben haben und die einen Transaktionswert für das schuldenfreie Unternehmen von 50 bis 250 Millionen Euro aufweisen. Grundlage sind öffentlich zugängliche Quellen sowie Schätzungen und Recherchen der DBAG in Zusammenarbeit mit FINANCE.

Private-Equity-Gesellschaften finanzierten im vergangenen Jahr Buy-outs im deutschen Mittelstand im Wert von rund 5,4 Milliarden Euro. Auch dies ist der höchste Wert seit 2002, dem Beginn der Auswertung; 2018 hatte das Marktvolumen 4,8 Milliarden Euro betragen. Der durchschnittliche Unternehmenswert veränderte sich gegenüber dem Vorjahr kaum und erreichte 106 Millionen Euro. Wiederum entfiel die große Mehrzahl der Transaktionen (32 von 51) auf den unteren Teil des Segments (Unternehmenswert: 50 Millionen Euro bis 100 Millionen Euro).

Hohe Wettbewerbsintensität und fragmentierter Markt

Nach wie vor konkurriert in Deutschland eine Vielzahl von Investoren um Beteiligungen an attraktiven mittelständischen Unternehmen. An den 51 Transaktionen des vergangenen Jahres waren 27 Private-Equity-Gesellschaften beteiligt. „Wir sehen in jedem Jahr neue Wettbewerber“, berichtete DBAG-Vorstandssprecher Torsten Grede; „das spricht sowohl für die Attraktivität des Marktes wie auch für eine hohe Wettbewerbsintensität.“ Rund 60 Prozent der Transaktionen (31 von 51) wurden durch multinationale, pan-europäische Private-Equity-Fonds strukturiert (Vorjahr: 22 von 47, knapp 50 Prozent).

Die Deutsche Beteiligungs AG ist 2019 in der Liste der Buy-outs mit einem MBO vertreten (Vorjahr: drei von 47). Die DBAG hat 2019 drei weitere MBOs strukturiert: In zwei Fällen war der Transaktionswert größer als 250 Millionen Euro, ein weiteres MBO betraf ein österreichisches Unternehmen. Über die vergangenen zehn Jahre erreicht die DBAG in dem fragmentierten Markt mit 23 von 335 MBOs den höchsten Marktanteil (sieben Prozent); in der Auswertung folgt ein weiterer Wettbewerber mit 17 Transaktionen in dem betrachteten Marktsegment, alle weiteren verzeichnen deutlich niedrigere Werte.

Healthcare- und IT-Services/Software dominierende Branchen

Die Branchenstruktur des Buy-out-Marktes hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Rund ein Drittel (16 von 51) der Transaktionen entfiel 2019 auf Unternehmen aus den Bereichen Healthcare, IT-Dienstleistungen und Software. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre war der Anteil weniger als halb so groß. Reine Industrieunternehmen tauchen in der Liste der 2019er-MBOs hingegen seltener als in den vergangenen Jahren auf. Neben zwei Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sind dies zehn Unternehmen, die industrielle Komponenten herstellen, zum Beispiel Flugzeugsitze, Sattelauflieger für Lastwagen oder Stahlprofile – mit einem Anteil von knapp 25 Prozent bleibt die Industrie also eine bedeutende Quelle für MBOs. Bemerkenswert ist, dass unter den 51 Transaktionen kein einziges MBO eines Automobilzulieferers ist. In den vergangenen zehn Jahren waren im Durchschnitt nahezu vier Transaktionen oder mehr als zehn Prozent auf diesen Sektor entfallen.

„Die zum Jahrtausendwechsel oft noch sehr jungen IT- und Software-Unternehmen haben inzwischen eine Größe und einen Reifegrad erreicht, so dass sie für Finanzinvestoren attraktiv werden“, so DBAG-Vorstandssprecher Grede. Und weiter: „Die Unternehmen dieser immer noch relativ jungen Branchen stehen vor Herausforderungen wie der Internationalisierung und der Notwendigkeit einer raschen Besetzung ihrer Märkte. Hier kann die Private-Equity-Branche mit ihrer einschlägigen Erfahrung in der Begleitung von Unternehmen und mit der Unterstützung von anorganischem Wachstum durch Unternehmenszukäufe ein wichtiger Wegbegleiter sein“, sagte Grede.

(Pressemitteilung DBAG vom 30.01.2020)


Redaktion

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