Im vergangenen Jahr ist mit 155,4 Milliarden Dollar weltweit so viel Risikokapital in Start-ups geflossen wie nie zuvor; das sind 14 Prozent mehr als 2016 (136,1 Milliarden Dollar). Auch in Europa wurde mit 19,1 Milliarden Dollar ein neuer Höchstwert erreicht (2016: 16 Milliarden).
Das zeigt der neue „Venture Pulse“ von KPMG, für den regelmäßig die weltweiten Risikokapital-Investitionen ausgewertet werden. Die Zahl der Deals sank im selben Zeitraum weltweit von 16.206 auf 13.380 (minus 17,5 Prozent) und in Europa von 4.370 auf 3.220 (minus 26,3 Prozent).
Stefan Kimmel, Partner bei KPMG: „Auffällig ist das zunehmende Auseinanderdriften von insgesamt investiertem Kapital und der Zahl der Deals. Während immer mehr Geld ins globale Venture Capital-Ökosystem fließt, konzentrieren sich die Investoren verstärkt auf weniger, dafür aber größere Deals. Das Volumen an Angel und Seed Stage-Deals geht schon seit drei Jahren stetig zurück. 70 Prozent der Investitionen des vergangenen Jahres konzentrierten sich inzwischen auf Finanzierungsrunden von mindestens 25 Millionen Dollar.“
Diese Tendenz zeigt sich auch in Deutschland: Hier wurde mit 2,6 Milliarden Dollar über 30 Prozent mehr Venture Capital investiert als 2016 (1,9 Milliarden), während die Dealzahl von 436 auf 356 sank.
Künstliche Intelligenz, Biotech und Pharma mit deutlichen Zuwächsen
Deutlich mehr Geld floss weltweit im Vergleich zu 2016 in junge Unternehmen, die sich auf Künstliche Intelligenz spezialisiert haben (Verdopplung von 6 Milliarden auf 12 Milliarden Dollar) und in Start-ups aus der Biotech- und Pharmabranche (von 12,2 Milliarden auf 16,6 Milliarden Dollar, ein Plus von 35,7 Prozent).
Im Bereich Künstliche Intelligenz zählten zu den größten Deals im vierten Quartal 2017 Nio (USA, 1 Milliarde Dollar), Face++ (China, 460 Millionen Dollar) und Indigo (Italien, 206 Millionen Dollar). Zudem warb der chinesische Taxi App-Anbieter Didi Chuxing 4 Milliarden Dollar ein, die er teilweise in den Ausbau seiner Kompetenzen im Bereich Künstliche Intelligenz investieren will.
Im Biotech- und Pharmasektor gingen alleine 1,2 Milliarden Dollar auf das Konto des auf Krebs-Frühdiagnosen spezialisierten US-Unternehmens Grail. Auch in Europa waren mit ADC Therapeutics (Schweiz, 200 Millionen $) und CureVac (Deutschland, 100 Millionen $) im selben Zeitraum zwei große Deals zu verzeichnen.
Tim Dümichen, Partner bei KPMG: „Angesichts der breiten Anwendungsmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz quer über die unterschiedlichsten Industrien hinweg dürfte das Thema auch in diesem Jahr weit oben auf der Agenda der Investoren stehen. Aber auch Start-ups aus den Bereichen Lebensmittel und Landwirtschaft, sogenannte Foodtechs beziehungsweise Agtechs, besitzen inzwischen gute Voraussetzungen, um die Aufmerksamkeit der Geldgeber auf sich zu ziehen.“
„Einhörner“ werden immer älter und scheuen Börsengang
Die Zahl der „Einhörner“ – Start-ups mit einer Bewertung von mindestens 1 Milliarde Dollar – ist im vergangenen Jahr auf 93 gewachsen (2016: 77). Das Durchschnittsalter dieser Unternehmen beträgt inzwischen 8,8 Jahre. „Diese etablierten Start-ups neigen dazu, so lange wie möglich privat finanziert zu bleiben, zumal Late Stage-Finanzierungen heutzutage gerne gewährt werden“, sagt Kimmel.
(Pressemitteilung KPMG vom 16.01.2018)