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27.08.2020

Über ein Drittel der DAX30-Vorstände kommt aus dem Ausland

Autokonzerne auf der Überholspur

© Robert Kneschke/fotolia.com

Im Jahr 2020 lag der Ausländeranteil in den Vorstandsetagen der größten deutschen börsennotierten Unternehmen bei rund 34% und damit nur knapp unter dem Allzeithoch von 2019. Auf der Ebene der Vorstandsvorsitzenden jedoch ist der Anteil nur halb so hoch. Der Frauenanteil pendelt zum vierten Jahr in Folge um 13%.

Zum Stichtag 20.08.2020 besaßen 33,9% der Vorstandsmitglieder der DAX30-Unternehmen einen ausländischen Pass. Der bisherige Höchststand – 35,4% im Jahr 2019 – konnte zwar nicht erreicht werden; dennoch liegt der Anteil ausländischer Vorstandsmitglieder in den DAX30-Unternehmen damit vier Jahre in Folge über 30 Prozent: Insgesamt haben 61 der 180 Manager in den DAX30-Vorstandsetagen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das ergibt die aktuelle Studie* „Internationalität und Frauenanteil der DAX30-Vorstände 2020“ der Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners, die das Unternehmen seit 2005 alljährlich veröffentlicht.

Trend zur internationalen Besetzung des Topmanagements

Das diesjährige Ergebnis zeigt, dass der starke Anstieg des vergangenen Jahres um knapp fünf Prozentpunkte auf über 35% kein Ausreißer war, sondern der Trend zur internationalen Besetzung des Topmanagements weiterhin nach oben zeigt, kommentieren die Studienautoren die Ergebnisse.

Ausländeranteil unter Vorstandsvorsitzenden auf Tiefstand

Aber es gibt auch einen Bereich, in dem sich in den vergangenen 15 Jahren nicht viel getan hat: Auf den Chefposten der DAX30-Unternehmen sitzen weiterhin fast nur Deutsche. Nur fünf der 30 Vorstandsvorsitzenden besitzen einen ausländischen Pass, das entspricht mit 16,7% nur der Hälfte des allgemeinen Ausländeranteils. Hier kommen die Unternehmen nicht vom Fleck, der Trend ist sogar eher negativ, stellen die Studienautoren fest. Zwischen 2005 und 2015 stieg der Anteil auf zehn ausländische Vorstandsvorsitzende, anschließend sank er wieder und erreichte 2020 den Tiefpunkt der vergangenen Jahre. Die Vorsitzenden mit ausländischem Pass sind 2020 Kaspar Rorsted (Däne, Adidas), Ola Källenius (Schwede, Daimler), Rice Powell (US-Amerikaner, Fresenius Medical Care), Steve Angel (US-Amerikaner, Linde) sowie Niklas Östberg (Schwede), der Chef des frisch in den DAX30 aufgestiegenen Unternehmens Delivery Hero, welches die insolvente Wirecard ersetzt.

61 Ausländer aus 25 verschiedenen Nationalitäten in Vorständen vertreten

Die DAX30-Vorstände sind 2020 so bunt zusammengesetzt wie nie zuvor. Insgesamt finden sich 25 verschiedene Nationalitäten unter den Vorständen, zwei mehr als im Vorjahr. An der Spitze der ausländischen Nationalitäten stehen wie seit 2006 US-Amerikaner mit aktuell 11 Vorständen (6,1%), danach folgen Briten (7 Vorstände, 3,9%) und Österreicher (5 Vorstände, 2,8%).

Zurückgegangen ist laut der Studie der Anteil von „Exoten“ auf den Vorstandsposten. Nur noch neun Manager (5,0%) stammen aus Ländern außerhalb Europas und der USA, 2019 waren es noch zwölf. Aktuell befinden sich je zwei Vorstände aus Indien und aus Australien sowie je ein Vorstand aus Brasilien, China, Sri Lanka, Südafrika und Venezuela unter den DAX30-Vorständen.

Neuer Rekordwert bei ausländischen Vorständen innerhalb eines Unternehmens

DAX30-Neuling Delivery Hero sorgt der Studie zufolge gleich für einen neuen Rekord: alle Vorstandsmitglieder sind Ausländer. Allerdings verfügt Delivery Hero auch nur über zwei Vorstände. Aber auch ohne Delivery Hero würde Fresenius Medical Care eine neue Bestmarke aufstellen. Seit seinem Aufstieg in den DAX30 im Jahr 2009 liegt Fresenius Medical Care beim Ausländeranteil in der Vorstandsetage an der Spitze. 2020 wurde der alte Höchststand von 85,7% nochmals gesteigert auf 87,5%. Unter den acht Vorständen ist nur ein Deutscher, vier Vorstände stammen aus den USA. Auf Delivery Hero und Fresenius Medical Care folgen im Ranking Beiersdorf, und HeidelbergCement (je 71%) sowie die Allianz (70%).

Gäbe es den Titel des internationalsten Vorstands, so stünde dieser vermutlich der Allianz zu, stellen Studienautoren fest. Unter den zehn Vorständen der Allianz sind sieben Ausländer aus fünf Nationen: neben drei Deutschen zwei Österreicher, zwei Italiener, ein Spanier, eine Südafrikanerin sowie ein Sri-Lanker. Der Vorstand der Allianz habe in den vergangenen Jahren eine sehr internationale Prägung erhalten. 2015 bestand die Vorstandsetage noch aus sieben Deutschen und drei Ausländern, seit 2018 hat sich das Verhältnis gedreht und liegt zum dritten Mal in Folge auf diesem Niveau, so die Analyse.

Ausschließlich von deutschen Vorständen geführt werden hingegen immer noch sieben DAX-Konzerne (Continental, E.ON, Infineon, MTU Aero Engines, RWE, Siemens und Volkswagen).

Frauenanteil tritt auf der Stelle – aber der politische Druck steigt

Seit 2017 stagniert der Frauenanteil unter den DAX-Vorständen um die 13%. In den vorangegangenen Jahren gab es der Studie zufolge regelmäßig größere Sprünge, beginnend von einem in heutigen Zeiten unglaublich erscheinenden Anteil von 0,5% in 2009. Damals stand eine einzige Frau 185 Männern gegenüber, 2020 sind es immerhin 23 Frauen unter den 180 Vorständen, ein Anteil von 12,8%. 19 Unternehmen haben mindestens eine Frau im Vorstand, in keinem Unternehmen liegt der Anteil über 33%. Führend beim Frauenanteil mit je zwei Vorständinnen sind Allianz, Daimler, Deutsche Telekom und Fresenius Medical Care.

Seit Jahren wird in der Politik ein verbindlicher Frauenanteil in den Vorständen der börsennotierten deutschen Unternehmen diskutiert. Die 2016 festgelegte Frauenquote in Aufsichtsräten von mindestens 30% wird mittlerweile mit einem Durchschnitt von rund 35% auch klar erfüllt. Aktuell fordert Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Einführung einer Frauenquote von 25% auf Vorstandsebene börsennotierter Unternehmen. Allein der steigende politische Druck kann einen Anstieg des Frauenanteils bewirken, das haben wir nach 2010 schon einmal gesehen, so die Autoren der Studie. Allerdings bestehe in Deutschland noch ein strukturelles Problem, das sich erst langsam auflöse. Eine systematische Nachwuchsförderung von Frauen gibt es in den meisten deutschen Unternehmen erst seit zehn Jahre. Und es dauere mindestens 20 Jahre, bis das auch am obersten Ende der Karriereleiter volle Wirkung entfalte.

Vielleicht entfaltet der politische Druck auf eine Frauenquote daher sogar eine weitere beschleunigende Wirkung auf den Ausländeranteil in den DAX30-Unternehmen. Wenn der deutsche Markt kurzfristig nicht genügend geeignete Kandidatinnen hergibt, ist es nur logisch, dass die Unternehmen sich verstärkt auch im Ausland umsehen stellen die Studienautoren fest. Dies sei in den vergangenen Jahren bereits in starkem Maße geschehen, aktuell seien 48% der Frauen in DAX30-Vorständen Ausländerinnen. Wenn wir in den kommenden Jahren einen Frauenanteil von 20% erreichen, dann werden wir vermutlich auch die 40% -Grenze bei den Ausländern knacken, fassen die Autoren der Studie zusammen.

(Pressemitteilung Simon-Kucher & Partners vom 21.08.2020)


Redaktion

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