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07.02.2019

Zukäufe chinesischer Unternehmen weiter stark rückläufig

Autokonzerne auf der Überholspur

© designer49/fotolia.com

Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Übernahmen und Unternehmensbeteiligungen europaweit um 21 Prozent. In Deutschland sank die Zahl der Zukäufe und Beteiligungen von 54 auf 35.

Chinesische Investoren kommen in Europa immer seltener zum Zug: Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Übernahmen und Unternehmensbeteiligungen europaweit um 21 Prozent auf 196 zurück, das Investitionsvolumen schrumpfte sogar um 46 Prozent auf 31,2 Milliarden US-Dollar.

Auch in Deutschland wurde ein deutlicher Rückgang verzeichnet – die Zahl der Zukäufe und Beteiligungen sank von 54 auf 35. Damit wurde hierzulande eine Transaktion mehr durchgeführt als in Großbritannien. Beide Länder bleiben damit die beliebtesten Investitionsziele chinesischer Investoren in Europa.

Auch das meiste Geld floss nach Deutschland: Insgesamt 10,7 Milliarden US-Dollar haben chinesische Unternehmen in Deutschland investiert, ein Rückgang um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 13,7 Milliarden US-Dollar investiert wurden. Der größte Deal in Deutschland war zugleich die größte Transaktion in Europa: der Einstiegs des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler mit einem Volumen von geschätzt 8,9 Milliarden US-Dollar.

Neben Deutschland und Großbritannien erwiesen sich vor allem Italien (20 Transaktionen) und Frankreich (16 Übernahmen) als wichtigste Zielmärkte für Investoren aus dem Reich der Mitte.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa untersucht.

Besonders stark fiel der Rückgang der Transaktionstätigkeit im zweiten Halbjahr aus – sowohl in Europa als auch in Deutschland. Europaweit sank die Zahl der Zukäufe im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 26 Prozent, in Deutschland sogar um 60 Prozent. Mit 10 Transaktionen wurden im zweiten Halbjahr in Deutschland so wenige Übernahmen durch chinesische Investoren registriert wie zuletzt im ersten Halbjahr 2013.

„Die Transaktionsaktivitäten sind europaweit nun fünf Halbjahre in Folge zurückgegangen“, stellt Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY, fest. „Die Gründe für diesen kontinuierlichen Rückgang sind vielfältig. Zum einen haben sich die Rahmenbedingungen in China verändert: Die Regierung möchte übermäßige Kapitalabflüsse verhindern und wünscht eine Konzentration der Investitionstätigkeit auf Kernbranchen. Zudem wächst die chinesische Wirtschaft nicht mehr so stark, was – gepaart mit der hohen Verschuldung vieler Unternehmen – eine stärkere Vorsicht gerade bei großen Transaktionen zur Folge hat. Obendrein werden chinesische Investoren auch in Europa nicht mehr überall mit offenen Armen empfangen.“ Auch der Transaktionsprozess sei komplizierter geworden, sagt Sun: „Seit einigen Jahren fordern europäische Käufer von chinesischen Investoren schon am Anfang eines Verkaufsprozesses Nachweise über die nötigen Finanzmittel. Zudem wird vielfach eine detaillierte Integrationsplanung erwartet. Auch das Vorliegen von Genehmigungen durch chinesische Behörden wird inzwischen vielfach vorausgesetzt.“

Deutsche Gesetzgebung baut neue Hürden für Übernahmen auf

Angesichts des zumindest bis 2016 stark steigenden Engagements chinesischer Unternehmen auch im High Tech-Bereich wurde gerade in Deutschland vermehrt vor einem Ausverkauf deutscher Spitzentechnologie gewarnt. Das Bundeskabinett beschloss vor diesem Hintergrund im Dezember 2018 eine Novelle der Außenwirtschaftsverordnung. Die Schwelle, ab der die Bundesregierung einen Anteilserwerb durch einen Investor aus dem Nicht-EU-Ausland prüfen kann, sinkt dadurch auf zehn Prozent, wenn es sich um sicherheitsrelevante Bereiche handelt wie z.B. IT und Telekommunikation.

Sun rechnet aber nur mit geringen Auswirkungen auf den deutschen Transaktionsmarkt: „Die Mehrzahl der Transaktionen fand in den vergangenen Jahren außerhalb der sicherheitsrelevanten Branchen statt, und sensible Bereiche, in denen mit politischen Vorbehalten zu rechnen ist, gab es schon immer. Potenzielle chinesische Investoren wissen jetzt, dass die Situation in einigen Branchen – etwa der Energieinfrastruktur – kritisch ist und können sich darauf einstellen. Eine generelle Abkehr der Chinesen vom deutschen Markt ist aber auf keinen Fall zu erwarten.“

Wenn sich der chinesisch-amerikanische Handelskrieg beruhigt und die Konjunktur in wieder China anzieht, wird nach Suns Einschätzung auch die Investitionsbereitschaft chinesischer Unternehmen wieder wachsen – vorläufig sei aber mit einer verhaltenen Transaktionstätigkeit zu rechnen: „Es wird in den kommenden Monaten weiterhin relativ wenige Übernahmen durch chinesische Investoren geben – dazu sind die derzeitigen Rahmenbedingungen einfach zu schwierig.“ Mittelfristig rechnet sie aber mit einem deutlichen Anstieg der Aktivitäten: „Deutsche Maschinenbauer und High-Tech-Unternehmen bleiben für chinesische Investoren ebenso attraktiv wie etwa Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik. Die grundsätzliche Expansionsstrategie der chinesischen Wirtschaft bleibt trotz aller aktuellen Herausforderungen gültig – und deutsche Unternehmen sind und bleiben sehr beliebte Investitionsziele.“ Seit einigen Jahren wachse die Bedeutung chinesischer Private Equity- und Investmenthäuser, die im Ausland bereits US-Dollar oder Euro besitzen – ihre Rolle werde zukünftig noch wichtiger werden, erwartet Sun.

Chinesen kaufen weniger Industrieunternehmen und mehr Konsumgüterunternehmen

Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der gekauften europäischen Industrieunternehmen von 79 auf 39 etwa halbiert. Auch im High Tech-Bereich war die Transaktionsaktivität rückläufig und sank von 32 auf 22 Deals. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Transaktionen im Bereich Konsumgüter und Dienstleistungen: Von 13 auf 27. Dazu zählen beispielsweise neben Schmuck- und Möbelherstellern etwa Sprachschulen, vor allem in Großbritannien.

„In China wächst eine kaufkräftige und konsumfreudige Mittelschicht heran – allerdings gibt es in China derzeit noch kaum eine weltbekannte Marke im mittleren oder Luxus-Segment. Daher sind chinesische Investoren seit etwa drei Jahren immer stärker auf der Suche nach namhaften europäischen Konsumgüterproduzenten“, so Sun. „Im E-Commerce gibt es zudem großes Interesse bei vielen europäischen Marktteilnehmern an den Kompetenzen chinesischer E-Commerce-Player in den Bereichen künstliche Intelligenz und moderne Logistik. Auch hier dürfte es künftig mehr Transaktionen geben.“

Größter Deal des Jahres war der Geely-Einstieg bei Daimler

Der europaweit mit Abstand größte Deal war der Einstieg von Geely bei Daimler. An zweiter Stelle folgt der – noch nicht abgeschlossene – Kauf des finnischen Sportausrüsters Amer Sports Oyj durch Anta Sports für 6,3 Milliarden US-Dollar. Dahinter rangiert die Komplettübernahme des italienischen Mobilfunkbetreibers Wind Tre durch CK Hutchinson für 2,9 Milliarden US-Dollar. Insgesamt wurden 5 Transaktionen mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde US-Dollar gezählt – im Vorjahr hatte es noch 11 derartige Deals gegeben.

In den vier wichtigsten Zielmärkten ging die Zahl der Transaktionen im vergangenen Jahr jeweils deutlich zurück, wobei Deutschland mit einem Minus von 35 Prozent den stärksten Rückgang verzeichnete. In Großbritannien sank die Aktivität um 23 Prozent, in Italien um 17 Prozent und in Frankreich um 27 Prozent. Die Zahl der Deals in der Schweiz hat sich hingegen von 7 auf 13 fast verdoppelt.

Weitere Informationen finden Sie hier.

(Pressemitteilung EY vom 05.02.2019)


Redaktion

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